Stieger, Franz (1843–1938), Lexikograph und Eisenbahnfachmann

Stieger Franz, Lexikograph und Eisenbahnfachmann. Geb. Marburg, Stmk. (Maribor, Slowenien), 3. 9. 1843; gest. Ladendorf (NÖ), 7. 8. 1938. Bruder der Pianistin Amalia S. (geb. Marburg, vermutl. 1841; gest. Wien, 23. 7. 1890), einer Schülerin Ludwig Deppes, die 1870–83 als Klavierpädagogin in Hamburg, danach in Wien wirkte. – S. begann seine berufl. Karriere bei der Kronprinz Rudolfs-Bahn und wechselte nach deren Verstaatlichung in die Dion. für Staatseisenbahnbetrieb in Wien (später Gen.-Dion. der österr. Staatsbahnen), in der er in der Abt. für Bau und Bahnerhaltung, Oberbau, Stationserhaltung, zuletzt in der Abt. für ministerielle Angelegenheiten beschäftigt war; 1908 als Oberbaurat i. R. Von Jugend an sammelte S. musikhist., insbes. opernstatist., Daten. 1884 kam er mit dem Musikwiss. Hugo Riemann in Kontakt, der ihn zu Nachträgen zu seinem „Opern-Handbuch“ (1887) ermunterte. Ab 1900 stand S. mit dem italien. Opernlexikographen Giuseppe Pavan in gegenseitigem Austausch. 1918 erwarb das Bückeburger Inst. für Musikwiss. Forschung (heute Staatl. Inst. für Musikforschung Berlin) über Riemanns Vermittlung ein Ms. S.s für ein Opernlex., das jedoch nicht veröff. wurde. 1934 übergab S. ein weiteres Ms. an die Musiksmlg. der Österr. Nationalbibl., deren späterer Leiter Franz Grasberger 1975 schließl. den Druck initiierte. S.s „Opernlexikon“ verzeichnet rund 57.000 Werke aller musikdramat. Gattungen sowie Oratorien vom Ende des 16. Jh. bis etwa 1920 und ist nach Titeln, Komponisten und Librettisten gegliedert. S. war auch Mitarb. an Emerich Kastners (s. d.) „Musikalischer Chronik“ (1888) sowie an dessen ungedruckt gebliebenem Opernlex.

Weitere W.: Dictionary-Cat. of 28,015 Operas and Operettas von J. Towers, in: Z. der Internationalen Musik-Ges. 12, 1910, H. 1; Etwas über Opernlex., in: Die Musik 13, Bd. 51, 1913–14; Opernkomponistinnen, ebd. 13, Bd. 52, 1913–14; Opernlex., 4 Tle., 1975–78; etc.
L.: WZ, 13., Mistelbacher Bote, 19. 8. 1938; Riemann, 11. Aufl. (auch für Amalia S.); O. G. Sonneck, in: Die Musik 13, Bd. 52, 1913–14, S. 140ff.; International Who’s Who in Music and Musical Gazetteer, ed. C. Saerchinger, 1918; Illustriertes Musik-Lex., ed. H. Abert, 1927; F. Grasberger, in: F. S., Opernlex. 1, 1975, S. VIIIff.; G. Brosche, in: Österr. Musikz. 32, 1977, S. 44f.; Pfarramt Gersthof, WStLA, beide Wien (für Amalia S.).
(A. Harrandt)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 252
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