Stöber, Franz Xav. (1795–1858), Kupferstecher

Stöber Franz Xav., Kupferstecher. Geb. Wien, 20. 2. 1795; gest. ebd., 11. 4. 1858; röm.-kath. Sohn von Joseph S., Schwager von J. Nep. Ender (beide s. d.). – S. erhielt seine erste Ausbildung bei seinem Vater, besuchte 1810–17 die Wr. ABK, wo er bei Hubert Maurer stud., und wurde bereits früh von seinem Vater zur Mitwirkung herangezogen. 1815 erregte er mit seinen Stichen für das Werk „Der Mythos alter Dichter in bildlichen Darstellungen“ große Aufmerksamkeit und schuf bereits ab 1816 für die „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“ zahlreiche Modebilder nach Philipp v. Stubenrauch (248 kolorierte Abzüge „Wiener Moden“ befinden sich in der Ornamentstichsmlg. des Mus. für angewandte Kunst). Ab 1829 stach S., der mit zahlreichen neuen Techniken experimentierte, als erster in Österr. in Stahl – ein Material, das ohne Qualitätsverlust fast unbegrenzt hohe Aufl. erlaubte – und erhielt im selben Jahr ein Privileg für ein von ihm erfundenes Verfahren des Farbendrucks auf Kupfer- oder Stahlplatten. 1836 wurde S. w. M. der Wr. ABK, 1842 Hofkammer-Kupferstecher. Zunächst Korrektor an der Akad., fungierte er in der Nachfolge von K. H. Rahl (s. d.) 1843 als suppl., ab 1844 als def. Prof. der Kupferstecherei; 1848 Dir. der Pensionsanstalt bildender Künstler Wiens. S., der u. a. nach Zeichnungen von Ender, Loder, Josef Redl und K. Russ (alle s. d.) arbeitete, gilt zu Recht als Hauptstecher der Genre- und Porträtmalerei des Wr. Biedermeier, die v. a. durch seine techn. ausgefeilten Reproduktionen, die verschiedene graph. Ausdrucksmittel wie Radieren, Schneiden, Kaltnadel, Punktieren, Roulette und Schaben vereinten, eine weite Verbreitung erfuhr. Zu seinen wichtigsten zykl. Arbeiten zählen 31 Bll. nach Charles Antoine Coypel „Darstellungen der treffendsten humoristischen Scennen aus den Fahrten des Junkers Don Quixote von Manche“, 1820, und „Die Hauptgötter der Römer und Griechen“, 1840. Daneben fertigte er ab 1835 Kupferstiche für den Wr. Kunstver. u. a. nach Danhauser, J. P. Krafft (beide s. d.) und Waldmüller. S. war auch ein begeisterter Dosensammler: In seiner Verlassenschaft fanden sich 571 der seltensten Exemplare.

Weitere W. (auch s. u. Wurzbach): Kupfertafeln zu: L. Chimani, Hist. Bildersaal, oder Darstellungen berühmter Männer und merkwürdiger Begebenheiten …, 1837; etc.
L.: WZ, 12., 16. 4. 1858; ADB; Czeike; Thieme–Becker; Wurzbach (m. W.); A. Apell, Hdb. für Kupferstichsammler …, 1880; C. Bodenstein, Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens 1788–1888, 1888; W. Wagner, Die Geschichte der ABK in Wien, 1967, s. Reg.; S. Wolf-Melcher, Die Kupferstecherschule der ABK in Wien im 19. Jh., phil. Diss. Wien, 1988, S. 109ff.; ABK, Wien.
(C. Reiter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 282
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