Stöber, Joseph (1768–1852), Kupferstecher

Stöber Joseph, Kupferstecher. Geb. Wien, 13. 6. 1768; gest. ebd., 12. 3. 1852; röm.-kath. Sohn eines Wegmeisters und Straßenpächters, Vater von Franz Xav. S., Schwiegervater von J. Nep. Ender (beide s. d.). – S. stud. ab 1796 an der Wr. ABK bei Hubert Maurer Elementarzeichnung sowie bei Jakob Schmutzer Kupferstich und fungierte anschließend 13 Jahre als Dir. der Schule für Landkartenstich am Kunst- und Ind.-Comptoir. Als wichtige Werke aus dieser Periode sind u. a. seine Illustrationen (nach Josef Wüstinger) zu Liechtensterns „Die Oesterreichische Erbmonarchie“ (1806) anzusehen. Nach Auflösung dieser Einrichtung widmete sich S. der Herstellung von Vignetten und kleineren Bll. für in- und ausländ. Taschenbücher, Almanache und Ausg. von Dichtungen. Er arbeitete teils nach eigenen Zeichnungen, teils nach Vorlagen anderer Künstler, v. a. nach S. F. v. Perger, M. v. Schwind (beide s. d.) und Ender. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen seine „Sechzig bildlichen Vorstellungen aus der Bibel …“ (Text: Joseph Rudolph Zappe), 1820, 2. Aufl. 1828, die von ihm 1832 in drei Lfg. hrsg. „Kupfersammlung der vorzüglichsten deutschen classischen Dichter“ und die an französ. Stichvorlagen orientierte Ser. „Ovid’s Verwandlungen in Kupfern dargestellt …“ (1793, 2. Aufl. 1817), zu denen S. 75 Bll. lieferte. Daneben arbeitete er auch als Stecher von Porträts (z. B. Moses Mendelssohn nach Anton Graff) und Gemälden sowie als Illustrator von Hdbb. („Iconologie für Dichter, Künstler und Kunstliebhaber“, 1798, 1801). Charakterist. für S.s Œuvre ist seine große themat. Breite, die von seinen Stichen zu topograph. Werken über Künstlerallegorien (z. B. „Mozarts Verklärung“ nach Friedrich Matthaei, 1803), satir. Kommentaren zum Ges.leben („Zerrbilder menschlicher Torheiten und Schwächen“, nach Matthäus Loder, 1818) und Illustration des mytholog. Themenkreises bis zu Werken der Tagesreportage (z. B. „Kaiser Franz überreicht dem bürgerlichen Officiers-Corps … 1793 einen silbernen Becher“, nach Christian Sambach) reicht. Zu S.s Schülern zählen sein Sohn, Joseph Fischer, Leopold Bayer, Joseph Jung sowie Johann und Leopold Müller.

Weitere W.: s. u. Wurzbach.
L.: Czeike; DBE; Thieme–Becker; Wurzbach (m. W.); C. Bodenstein, Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens 1788–1888, 1888; B. Heinzl, in: Jb. des oö. Musealver. 127, 1982, S. 186; S. Wolf-Melcher, Die Kupferstecherschule der ABK in Wien im 19. Jh., phil. Diss. Wien, 1988, S. 109f.; ABK, Wien.
(W. Telesko)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 282f.
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