Stöger, Carl (1870–1949), Architekt und Baumeister

Stöger Carl, Architekt und Baumeister. Geb. Wien, 4. 5. 1870; gest. ebd., 8. 11. 1949; röm.-kath. Sohn des Baumeisters Karl (1850–1904), Bruder von Adolf S. (s. u.). – Nach Besuch der Unterrealschule absolv. S. 1889 die Höhere Staatsgewerbeschule, anschließend stud. er bis 1892 an der ABK bei Hasenauer (s. d.). Ab etwa 1900 war er im väterl. Betrieb, ab 1906 in Arbeitsgemeinschaft mit seinem Bruder Adolf als Architekt in Wien tätig und erbaute insbes. in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg vorwiegend Mietshäuser des gehobenen Bedarfs und Villen in großer formaler Nähe zu Secession und Wr. Werkstätte (z. B. 1904 die Villa für Karl v. Wiener, Wien 13); dieser Ausrichtung folgten auch die Entwürfe seiner eleganten Wohnungseinrichtungen. In der Zwischenkriegszeit kam es zum Niedergang der Fa., die nur mehr meist kleinere Umbauten ausführte. S. gründete 1895 gem. mit seinen Stud.kollegen Olbrich (s. d.) und Joseph Urban, mit dem er freundschaftl. verbunden war, den sog. Siebener-Club, eine Vorläuferinstitution der Wr. Secession und Keimzelle der frühen Wr. Moderne. Ab 1927 war er Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. S. starb völlig verarmt. Sein Bruder, der Architekt und Baumeister Adolf S. (geb. Wien, 13. 3. 1878; gest. ebd., 11. 3. 1942, Selbstmord; röm.-kath.), stud. vermutl. im Ausland und trat 1906 in die familieneigene Fa. ein, in der er im kommerziellen Bereich tätig war; 1929 KR. Zermürbt durch die Kriegsereignisse und aus Furcht vor Erblindung, beging er 1942 Selbstmord. Gem. gehörten die Brüder S. zu den bemerkenswerten Vertretern der frühen Wr. Moderne, die heute völlig vergessen sind, obwohl einige ihrer markantesten Bauten immer wieder in Fachpubl. Erwähnung finden.

Weitere W.: Mietshäuser; Lichtpauseanstalt Julius Gahlert, 1902, Säuglingsheim, 1904, Fabrik Kothmayer & Richter, 1905 (alle Wien); etc.
L. (auch für Adolf S.): Die Kunstdenkmäler Wiens. Die Profanbauten des 3., 4. und 5. Bez., bearb. G. Hajós – E. Vansca (= Österr. Kunsttopographie 44), 1980, s. Reg.; F. Achleitner, Österr. Architektur im 20. Jh. 3/1–2, 1990–95, s. Reg.; M. Kristan, J. Urban, 2000, s. Reg.; Architektenlex. Wien 1880–1945 (nur Internet, m. W. u. L., Zugriff 7. 9. 2009); ABK, WStLA, beide Wien.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 287f.
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