Stöhr, Hugo (1851–1908), Großindustrieller und Funktionär

Stöhr Hugo, Großindustrieller und Funktionär. Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 31. 3. 1851; gest. Reichenberg, Böhmen (Liberec, Tschechien), 27. 3. 1908. Sohn von Otto S., Ges. der Fa. L. Merlet & Co. in Prag, mütterlicherseits aus der Familie Bolzano stammend. – S. absolv. techn. Stud. und hielt sich dann mehrere Jahre in England auf, wo er in Färberei und Appretur ausgebildet wurde. I. d. F. bei der Fa. F. Schmitt in Böhm. Aicha (Český Dub) und später im sächs. Zittau als Färberei-Techniker tätig, ließ er sich 1888 in Reichenberg nieder, wo er gem. mit Hermann Schmidt die Fa. H. Schmidt & S. gründete. 1890 trat er aus dieser Fa. jedoch wieder aus, erwarb eine Fabrik in Röchlitz (Rochlice) bei Reichenberg und errichtete hier 1891 die Reichenberg-Röchlitzer Stückfärberei und Appretur H. S. Unter seiner Leitung konnte sich das Unternehmen immer mehr ausweiten und wurde zu einem der bedeutendsten in der Monarchie. Im Zuge der Fusionierung mehrerer Färbereien und Appreturanstalten, darunter S.s Fa., zur Vereinigten Färbereien-AG in Wien (1906) wurde S. deren Präs. und fungierte i. d. F. auch als Vizepräs. der neu geschaffenen Ung. Textil-Färbereien-AG in Budapest. Daneben engagierte sich S. in polit. und wirtschaftl. Gremien in Nordböhmen, v. a. aber in Reichenberg, etwa als Stadtverordneter von Reichenberg, im Dt. Schulver., als Mitgl. (ab 1897) der Reichenberger HGK, als erster Vors. des Reichenberger Gewerbegerichts, ab 1894 als Vizepräs., dann als Präs. der von ihm mitbegründeten Reichenberger Vereinigung zur Wahrung der industriellen und gewerbl. Interessen und als Präsidialmitgl. des Verbands nordböhm. Industrieller. Überregional engagierte er sich als Mitgl. des leitenden Komitees des Zentralverbands der Industriellen Oesterr. sowie Ind.- und Landwirtschaftsrat beim Handelsmin. 1898 Ritter des Franz Joseph-Ordens.

L.: Die Ind., 22. 2., 28. 3., Arbeitgeber-Ztg. (Beilage zu Die Ind.), 28. 3. 1908; Bohemia, 27. (A.), Reichenberger Ztg., 27. (A.), 28., 3., NFP, 1. 4. 1908; F. Hantschel, Biographien dt. Industrieller aus Böhmen, o. J.
(E. Lebensaft)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 293f.
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