Stökl (Stöckl), Helene; geb. Boeckel; Ps. Constanze von Franken, Joconde (1845–1929), Schriftstellerin und Erzieherin

Stökl (Stöckl) Helene, geb. Boeckel, Ps. Constanze von Franken, Joconde, Schriftstellerin und Erzieherin. Geb. Brandenburg, Preußen (Brandenburg an der Havel, Dtld.), 18. 3. 1845; gest. Wien, 15. 2. 1929; evang. AB. Tochter eines Sprachlehrers, Schwester der Schriftstellerin Elise Linhart, zweite Gattin von Rudolf S. (s. u.), Mutter von Erich Karl Hans S. (s. d.). – S. wuchs in Brandenburg und Breslau (Wrocław) auf und erhielt ihre Lehrerinnenausbildung in Görlitz. Nach Ablegung des Lehrerinnenexamens in Bunzlau (Bolesławiec) arbeitete S. ab 1864 als Erzieherin in Sachsen, ab 1866 in Wr. Neustadt, wo sie ihren späteren Mann kennenlernte. Ab 1873 publ. sie Erz. in österr. Ztg. und Z., ab 1877 Bücher, die z. Tl. hohe Aufl. erreichten und in verschiedene Sprachen übers. wurden. 1896 zog S., inzwischen verwitwet und meist kränkelnd, zur Familie ihres Sohnes nach Steyr, 1901 folgte sie ihm nach St. Pölten, 1905 nach Wien. S.s Werk weist eine große Bandbreite auf und schließt neben Kinderliteratur und Ratgebern zu gutem Benehmen sowie Haushaltsfragen auch Reiseschilderungen und Biographien ein. 1894–95 gab sie die „Mädchenbibliothek Freia zur Bildung von Geist und Gemüt für Deutschlands Töchter“ in 3 Bde. mit Beitrr. u. a. von Marie v. Ebner-Eschenbach (s. d.) oder Georg Ebers heraus. Ihr „Handbuch des guten Tones und der feinen Sitte“ (1890) erreichte mehr als 70 Aufl. S. war ab 1869 mit dem Komponisten und Musikpädagogen Rudolf S. (geb. Probstdorf, NÖ, 14. 4. 1827; gest. Wr. Neustadt, NÖ, 25. 3. 1885; röm.-kath., ab 1875 evang. AB.) verehel. Dieser war früh verwaist, wurde von seinem Onkel, einem Oberlehrer, erzogen und musikal. gefördert und war dann Sängerknabe bei St. Stephan in Wien. Rudolf S. wirkte zunächst als landwirtschaftl. Beamter in verschiedenen Orten in NÖ, wandte sich i. d. F. jedoch ganz der Musik zu und ließ sich 1849 in Wr. Neustadt nieder, wo er vorerst privaten, später auch öff. Musikunterricht gab und eine Klavierschule leitete. Er war ausübendes und Dion.mitgl. des 1871 gegr. Wr.-Neustädter Musik-Ver., Vorstand bzw. Chormeister des Wr. Neustädter Männer-Gesangver. und musikal. Leiter des Arbeitergesangsver. Frohsinn. Für letztere schrieb er zahlreiche Lieder und Chöre.

Weitere W. (auch s. A. Klotz, Kinder- und Jugendliteratur in Dtld. 1840–1950, 1996): Geschichten für Backfische und Solche, die es gewesen sind, 1877, 3. Aufl. 1887; Zum Meer. Ferientage in Triest und am Quarnero, 1890; Auf der Schwelle des Lebens. Herzensworte als Mitgabe für dt. Töchter …, 1892, 9. Aufl. 1909; Die Weltreisen I. Pfeiffers, 1893; Die Frau nach dem Herzen des Mannes, 1906; etc.
L.: NFP, 16. 2. 1929; Brümmer; Kosch (m. W. u. L.); Kosel 2; Wer ist’s?, 1908; A. Hinrichsen, Das literar. Dtld., 1887; Lex. dt. Frauen der Feder, ed. S. Pataky, 1898; Dtld., Österr.-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller … 2, 1910 (m. B.); E. C. H. Stökl, in: Die evang. Diaspora 22, 1940, S. 22 (auch für Rudolf S.); Lex. der Kinder- und Jugendliteratur, 1979; WStLA, Wien. – Rudolf S.: Wr.-Neustädter Ztg., 28. 3., Dt. Kunst- und Musik-Ztg., 7. 4. 1885; I. Stückler, Der Wr. Neustädter Musikver., Hausarbeit Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien, 1980, passim; Stadtarchiv, evang. Pfarrgmd. A und HB, beide Wr. Neustadt, NÖ.
(I. Nawrocka – E. Offenthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 294f.
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