Stoerk, Carl (1832–1899), Mediziner

Stoerk Carl, Mediziner. Geb. Ofen (Budapest, Ungarn), 17. 9. 1832; gest. Wien, 13. 9. 1899; mos. Sohn eines Arztes, Bruder von Felix Otto, Vater von Oskar S. (beide s. d.). – S. stud. ab 1850 Med. an der Univ. Pest, 1852–56 an der Univ. Wien; 1858 Dr. med., 1862 Dr. chir. und Mag. obstet. 1859–67 Sekundararzt am Wr. AKH, wandte sich S. der damals im Entstehen begriffenen Fachdisziplin der Laryngol. zu und machte als Schüler Ludwig Türcks die ersten Versuche zur Anwendung des Laryngoskops zu therapeut. Zwecken. Bereits 1858 führte er als erster das Verfahren, mit Hilfe des Spiegels Instrumente unmittelbar im Kehlkopf anzuwenden, durch; 1859 erteilte er Privatkurse zur Laryngoskopie. 1864 habil. für Laryngo- und Rhinoskopie und Krankheiten des Kehlkopfs, der Luftröhre und des Rachens, 1875 ao. Prof. für Laryngoskopie, wurde S. 1891 mit der Leitung der neu eingerichteten laryngolog. Klinik an der Univ. Wien betraut, 1894 o. Prof. Spezialisiert auf die chirurg. Therapie von Kehlkopferkrankungen und mit der Technik der endolaryngealen Operation befaßt, wandte sich S. ab 1870 auch der Ösophagoskopie zu. Er entwickelte und verbesserte zahlreiche laryngolog. Instrumente und sonstige Untersuchungs- und Operationsbehelfe, darunter einen Atmungsapparat und ein Ösophagoskop. Zu seinen bes. Verdiensten auf klin. Gebiet gehört es, die in Nase, Rachen und Kehlkopf auftretenden Veränderungen als zusammengehörig erkannt und genau beschrieben zu haben (S.’sche Blennorrhoe). Sein zweibändiges Lehrbuch „Klinik der Krankheiten des Kehlkopfes, der Nase und des Rachens“ (1876–80) war das erste umfassende Werk über Kehlkopfkrankheiten und gilt als Konzentrat seiner wiss. Arbeiten. Sein Œuvre umfaßt neben Werken über die Erkrankungen des Larynx und dessen Beziehung zum Pharynx, u. a. die Behandlung von Polypen, Komplikationen an den Stimmbändern, Ursachen und Folgen des Hustens, Möglichkeiten und Grenzen der Laryngoskopie, Therapie und Heilungschancen von Kropf-Zysten, auch Statistiken über Erfolge und Mißerfolge von Larynxoperationen. S. war Begründer und Präs. der Wr. Laryngolog. Ges., 1859 Ehrenmitgl. der Laryngological Society in New York und London sowie Mitgl. der Société française d’otologie et de laryngologie, k. M. der Ges. für Natur- und Heilkde. in Dresden, Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina etc. Auf der Wr. Weltausst. 1873 wurde ihm für seine laryngoskop. Instrumente die Fortschrittsmedaille verliehen.

Weitere W.: s. u. Eisenberg; Internationales Zentralbl. für Laryngol., Rhinol.; MS für Ohrenheilkde.; Pagel; Petry; WKW 12, 1899.
L.: NFP, 14. 9. 1899, 7. 6. 1907; Czeike; Das geistige Ungarn 2; Eisenberg 2 (m. W.); Hdb. jüd. AutorInnen; Hirsch; Lesky, s. Reg.; M. Zsidó Lex.; Pagel (m. B. u. W.); Szinnyei (s. Károly S.); Wininger; WKW 12, 1899, S. 954f., 1164ff. (m. W.); WMW 49, 1899, S. 1772f.; Wurzbach; Berliner klin. WS 36, 1899, S. 911; Internationales Zentralbl. für Laryngol., Rhinol. und verwandte Wiss. 15, 1899, S. 489ff. (m. W.); Med. chirurg. Zentralbl. 34, 1899, S. 538f.; MS für Ohrenheilkde. … 33, 1899, S. 523ff. (m. W.); H. Petry, Personalbibliographien … Innere Med. … Univ. Wien … 1850–1925, 1972, S. 127ff., 160 (m. W.); UA, WStLA, Materialiensmlg. ÖBL (m. B.), alle Wien.
(H. Gröger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 296f.
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