Stokowski, Apolinary (1816–1901), Revolutionär und Beamter

Stokowski Apolinary, Revolutionär und Beamter. Geb. Trzcianiec, Galizien (Polen), 1816 oder 1817; gest. Lemberg, Galizien (L’viv, Ukraine), 12. 2. 1901. Einer verarmten Adelsfamilie entstammend, Sohn eines Gutsverwalters. – S. besuchte ab 1828 das Gymn. in Przemyśl und stud. danach Jus an der Univ. Lemberg. Mitte der 1830er Jahre begann er mit seiner konspirativen Tätigkeit und wurde zu einer zentralen Gestalt in der Lemberger akadem. Jugend, etwa als Agitator der akadem. Verbindung Związek Synów Ojczyzny. Aufgrund einer Denunziation wurde er 1840 der Univ. verwiesen, konnte aber 1845 sein Stud. beenden. Für kurze Zeit Konzipient in der Lemberger Finanzprokuratur, war er Mitte der 1840er Jahre erneut konspirativ tätig und kooperierte mit der Exilvereinigung Towarzystwo Demokratyczne Polskie unter Teofil Wiśniowski, an dessen Seite er beim Aufstand von 1846 kämpfte. Bald darauf wurde er festgenommen, in Lemberg inhaftiert und nach mehrmonatiger Untersuchungshaft im September 1846 zum Tod verurteilt, 1847 jedoch zu 20 Jahren Haft auf dem Spielberg bei Brünn (Brno) begnadigt. 1848 wurde ihm der Adelstitel aberkannt. In der von den polit. Gefangenen auf dem Spielberg gegr. Organisation Rzeczpospolita Grajgórska fungierte S. als Sekr. Im Zuge der Revolution von 1848 in Wien amnestiert, wurde er im März dieses Jahres enthaftet. Er begab sich nach Lemberg, wo er von Juni bis August in der Rada Narodowa Centralna als Sekr. tätig war. Nach der Niederschlagung der Revolution in Lemberg flüchtete S. nach Ungarn und trat dort in die Poln. Legion ein, kehrte aber bald darauf wieder nach Lemberg zurück. Für seine Beteiligung an der Revolution 1848 wurde er 1849 von der österr. Armee zwangsverpflichtet, jedoch aufgrund der Interventionen seiner Tante Antonina Zaleska, der Witwe des Statthalters von Galizien Wacław Zaleski, 1851 aus dem Militärdienst entlassen. Ihr verdankte er auch einen Posten als Beamter im Towarzystwo Kredytowe Ziemskie in Lemberg, wo er über 30 Jahre lang tätig war. Daneben engagierte er sich im Lemberger Ver.wesen, etwa beim Veteranenfürsorgever. oder beim kath. Jugendver. Skała. 1877 bis Ende der 90er Jahre wurde er mehrmals in den Lemberger Stadtrat gewählt und leitete 1893–95 die Arbeiten in der Sektion für Wohlfahrtsangelegenheiten.

L.: PSB (m. L.); J. Białynia Chołodecki, Lista osób pochodzenia szlacheckiego zasądzonych w Galicji za udział w tajnych stowarzyszeniach i pracach rewolucyjnych w latach 1833–48, 1905, S. 13.
(E. Orman – K. Weisswasser)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 308f.
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