Štolba Josef, Ps. J. Hradecký, Jocassius, Jozip Š., dr. Pepé Jobek, Schriftsteller, Jurist und Organisator. Geb. Königgrätz, Böhmen (Hradec Králové, Tschechien), 3. 5. 1846; gest. Praha, Tschechoslowakei (Tschechien), 12. 5. 1930. Bruder von František Š. (s. d.). – Š. verbrachte seine Kindheit und Jugend in Pilsen (Plzeň) und Prag, wo sein Vater Adjunkt, später Dir. des Hilfsamts bei der Böhm. Statthalterei war. 1857–65 absolv. Š. das Prager Akadem. Gymn. und begann seine schriftsteller. Tätigkeit im Rahmen des patriot. Ver. Oreb (gem. mit J. Čelakovský, I. Klicpera und Sládek, alle s. d.). 1865–69 stud. er an der Prager Univ. Jus (1874 Dr. jur.) und beteiligte sich an den Aktivitäten mehrerer student. (Akademický čtenářský spolek) wie literar. Ver. (Máj), später auch als Ausschußmitgl. von Svatobor und Umělecká beseda. Er wirkte als Erzieher bzw. Begleiter von Adeligen und bereiste als solcher u. a. Dtld., Belgien, Großbritannien, die Karibik, Mexiko und Nordamerika. Nach Abschluß seiner Stud. arbeitete Š. als Konzipist in Prag, 1879–90 als Advokat in Nechanitz (Nechanice), 1890–1911 als Notar in Pardubitz (Pardubice), um danach i. R. nach Prag zurückzukehren. 1890 wurde er korr., 1892 ao. Mitgl. der Česká akad. věd a umění. In seinen zahlreichen und häufig (u. a. im Interims- bzw. Nationaltheater) aufgef. Lustspielen und Schwänken aus dem Kleinstadtmilieu kritisierte er Habsucht und Intrigen der Neureichen und der Beamten („Bratranec“, 1870, „Křivé cesty“, 1891) und behandelte Eltern-Kind-Beziehungen („Únos“, 1872, „Na letním bytě“, 1901); seine Sympathien galten den vermögenslosen Intellektuellen („Vodní družstvo“, 1887). Š.s eher erfolglos gebliebenen Tragödien tendieren zu naturalist. Beschreibung von Not und Armut, sein soziales Drama „Matčino dílo“ (1873) wurde von der Zensur verboten. Š. schrieb auch Feuilletons, Erz., Novellen, Libretti und Reisebeschreibungen, über seine langjährige schriftsteller. und organisator. Tätigkeit legen seine Memoiren „Z mých pamětí“ (2 Bde., 1906–07) Zeugnis ab.