Stoll Joseph Ludwig, Schriftsteller. Geb. Wien, 31. 3. 1777; gest. ebd., 22. 6. 1815; röm.-kath. Sohn des Prof. für prakt. Heilkde. an der Univ. Wien Maximilian S. (1742–1787). – Früh verwaist, gab S. sein beträchtl. Vermögen für eine ausgedehnte Bildungsreise durch Italien, Frankreich, Großbritannien und Dtld. aus. In Berlin, wo er mit Fichte befreundet war, befaßte er sich mit phil. Stud. und dürfte dort auch prom. haben. Um 1801 ließ er sich in Weimar als Schriftsteller und Privatgelehrter nieder, lernte Goethe und Schiller kennen und verf. Lustspiele im Stil des Rokoko (etwa „Scherz und Ernst“, „Streit und Liebe“ etc.), die am Weimarer Hoftheater aufgef. wurden. 1806 kehrte er nach Wien zurück, wo er eine Anstellung als Regisseur am Hoftheater fand. Er veröff. Dramen und Ged. und hatte Kontakt mit Retzer (s. d.), Heinrich v. Collin sowie mit Beethoven (s. d.), der 1811 – wie später auch Schubert (s. d.) – S.s Ged. „An die Geliebte“ vertonte. 1808 gründete S. gem. mit seinem Weimarer Freund Leo Frh. v. Seckendorf die kurzlebige Z. „Prometheus“, in der Autoren der Weimarer Klassik (u. a. Goethe) und der dt. Romantik publ. Das ambitionierte Unternehmen wurde von den Wr. Aufklärern, v. a. von Schreyvogel (s. d.), kritisiert; es scheiterte letztl. am Zerwürfnis der beiden Hrsg. und an einem Konflikt mit dem Verleger Joseph Geistinger. Ab 1809 bezog S. ein von Napoleon I. gestiftetes Jahresgehalt, ab 1813 jedoch lebte er in großer Armut; Freunde wie Gräffer, F. Schlegel (v. Gottleben) (beide s. d.) und Justinus Kerner versuchten vergebl., ihn zu unterstützen.