Stollberg, Ignaz Georg; eigentlich Stolzberg (1853–1926), Schauspieler, Theaterdirektor und Regisseur

Stollberg Ignaz Georg, Schauspieler, Theaterdirektor und Regisseur. Geb. Wien, 22. 2. 1853; gest. München, Dt. Reich (Dtld.), 17. 3. 1926; mos. Hieß eigentl. Stolzberg. Sohn eines Kaufmanns. – Neben seiner kaufmänn. Lehre nahm S. Schauspielunterricht beim Dir. des Theaters in der Josefstadt J. Fürst (s. d.), wo er ab 1873 in kleineren Rollen auftrat. 1875 spielte er in Brünn (Brno), 1876–77 in Neusohl (Banská Bystrica) und trat dann der van Hellschen Truppe bei, bevor er 1878 an das Wr. Carltheater engag. wurde. 1880 wechselte S. an das Dresdner Residenztheater und war danach v. a. als Liebhaber und Bonvivant in Breslau (Wrocław) (1881–84), Dresden (1884–85), Chemnitz (1885–86), Bremerhaven (1886–87) und Hannover (1887–88) zu sehen. Ab 1888 spielte er, nun auch in Charakterrollen, in Berlin am Adolf-Ernst-Theater, 1890–91 am Schauspielhaus und 1891–92 am Belle-Alliance-Theater. Zur Regie kam S. ebenfalls in Berlin im Ver. Freie Volksbühne 1891. Nach einem Engagement am Theater am Schiffbauerdamm pachtete S. 1893 das Weimarer Tivolitheater, bevor er sich ein Jahr später, ebenfalls mit eigenem Ensemble, in Erfurt niederließ. 1894 war er am Dt. Theater in Berlin u. a. Hilfsregisseur Otto Brahms, 1895 ging er als Oberregisseur an das Dt. Theater nach München, 1898 übernahm er gem. mit Cajetan Schmederer das Münchner Schauspielhaus, das er bis 1919 leitete. 1899–1915 führte die Doppeldion. auch das Theater am Gärtnerplatz – zunächst als Sprechtheater, dann als Operettenbühne. S.s Regie war dem Naturalismus verpflichtet und zeigte in der Betonung der Stimmung auch impressionist. Züge. Mit dem Schauspielhaus institutionalisierte er den Naturalismus in München und förderte die zeitgenöss. Dramatik – von Ibsen über Strindberg, Hauptmann und A. Schnitzler (s. d.) bis Wedekind.

Rollen: Hoffmann (G. Hauptmann, Vor Sonnenaufgang); Torvald Helmer (H. Ibsen, Nora oder Ein Puppenheim); etc. – Publ.: Psychologisches aus der Schauspielkunst, in: Münchner Neueste Nachrichten, 8., 9. 2. 1899. – Nachlaß: Münchner Stadtbibl., München, Dtld.
L.: Eisenberg, Bühne; Kosch, Theaterlex.; Kosel 2; Ulrich; Wer ist’s?, 1905–22; (Theater-)Almanach für das Münchner Schauspielhaus, 1898/99–1907/08; P. Busse, Das Münchner Schauspielhaus im Neuen Heim, 1901; (Porträt-)Almanach für die Vereinigten Theater München, 1908/09–1912/13 (m. B.); P. Busse, Geschichte des Gärtnerplatztheaters …, 1924 (m. B.); R. Wünneberg, G. S. und das neuere Drama in München, 1933; 50 Jahre Schauspielhaus …, ed. W. Bergold, 1951 (m. B.), bes. S. 10; R. Hartl, Aufbruch zur Moderne, 1975, bes. S. 376ff., 561ff.
(J. Bairlein)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 313f.
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