Stolz, Friedrich d. Ä. (1850–1915), Lehrer und Sprachwissenschaftler

Stolz Friedrich d. Ä., Lehrer und Sprachwissenschaftler. Geb. Hall (Hall in Tirol, Tirol), 29. 7. 1850; gest. Igls (Innsbruck, Tirol), 13. 8. 1915; röm.-kath. Sohn von Josef, Neffe von Michael, Bruder von Otto S. (alle s. d.), Onkel von Friedrich S. d. J. (s. u. Otto S.). – Nach Besuch der Gymn. in Hall und Innsbruck stud. S. 1868–71 klass. Philol. an der Univ. Innsbruck, 1871/72 an der Univ. Leipzig; 1874 Dr. phil. in Innsbruck. Bereits 1872 war S. als Lehrer-Supplent in Görz (Gorizia) tätig, legte 1872 die Lehramtsprüfung für Latein und Griech. in Innsbruck ab und setzte seine Karriere 1873 als Supplent am 2. Staatsgymn. in Graz fort. Nach seiner Prom. unterrichtete er am Staatsgymn. in Klagenfurt, ab 1876 am Gymn. in Innsbruck. 1879 Priv.Doz. für klass. Philol. an der Univ. Innsbruck, 1887 ao., 1889 o. Prof. für vergleichende Sprachwiss.; 1894/95 Dekan der phil. Fak., 1898/99 Rektor der Univ. Innsbruck und als solcher im Tiroler LT, galt er als überzeugter Verfechter liberaler und völk. Ideale. 21 Jahre gehörte er dem Gmd.rat von Hall an und war Mitgl. des Dt. Schulver. 1911 HR, 1912 i. R. S. galt als hervorragender Gelehrter auf den Gebieten der klass. Philol. sowie der indogerman. Sprachforschung. Intensiv befaßte er sich mit der hist.-vergleichenden Grammatik sowie der Laut- und Formenlehre des Latein. und verf. eine „Geschichte der lateinischen Sprache“, 1910. Er interessierte sich aber auch für Ortsnamenkde. und die Bevölkerungsgeschichte von Tirol. S., der als Begründer der ostalpinen Paläoethnol. gilt, legte mit seiner Publ. „Die Urbevölkerung Tirols …“, 2. Aufl. 1892, die Grundlage für die Erforschung der Räterfrage. Er wurde mit dem Leopold-Orden ausgez. und 1915 zum k. M. der Akad. der Wiss. in Wien gewählt, verstarb allerdings noch vor seiner Bestellung.

Weitere W.: s. u. Oberkofler; Wer ist’s?.
L.: Tiroler Stimmen, 10. 5. 1871, 5. 9. 1876; NFP, 15., WZ, 20., Innsbrucker Nachrichten, 31. 8. 1915; Wer ist’s?, 1908 (m. tw. W.); A. Walde, in: Ber. über das Stud.jahr 1914/15 an der Univ. Innsbruck, 1915, S. 79ff.; O. Menghin, in: Wr. Prähist. Z. 2, 1915, S. 146ff.; R. Muth, in: Alpenregion und Österr., ed. E. Widmoser – H. Reinalter, 1976, S. 60ff.; J. E. Tumler, Die Abg. zum Tiroler LT von 1861 bis 1914, 1981, S. 362f.; Dokumente zur Geschichte der indogerman. und allg. Sprachwiss. … an der Univ. Innsbruck, ed. G. Oberkofler, 1984, s. Reg. (m. tw. W.); R. Schober, Geschichte des Tiroler LT im 19. und 20. Jh., 1984, S. 577; AVA, Materialiensmlg. ÖBL, beide Wien; UA, Innsbruck, Pfarrämter Igls-Vill, Innsbruck-Igls, alle Tirol; Mitt. Peter Goller, Innsbruck, Tirol.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 316f.
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