Stolz, Michael (1820–1890), Bildhauer, Zeichner und Lehrer

Stolz Michael, Bildhauer, Zeichner und Lehrer. Geb. Matrei am Brenner (Tirol), 1. 4. 1820; gest. Innsbruck (Tirol), 16. 11. 1890; röm.-kath. Bruder von Josef, Onkel von Otto und Friedrich S. d. Ä. (alle s. d.). – Nach erstem Unterricht bei seinem Vater lernte S. ab 1835 bei dem Bildhauer F. X. Renn in Imst, ab 1838 bei J. Klieber (beide s. d.) in Wien, 1839 setzte er seine Stud. bei Ludwig v. Schwanthaler und Konrad Eberhard an der ABK in München fort. 1840 kehrte er nach Wien zurück, wo sich unter dem Einfluß von J. v. Führich und L. Kupelwieser (beide s. d.) sein künstler. Wandel vom Klassizismus zur sog. romant. Kunst vollzog. Ab 1847 hielt sich S. immer wieder in Innsbruck und München auf, 1848 wurde er als Wipptaler Schütze eingezogen. Ab 1849 unterhielt er ein Atelier in Innsbruck, ab 1854 erteilte er an der neueröffneten Realschule Zeichenunterricht; daneben wirkte er temporär auch als Lehrer an der Normalschule, der Sonntagsschule für Gewerbetreibende, am Gymn. und elf Jahre lang an der Kunstgewerbeschule in Innsbruck für die Fächer Zeichnen, Modellieren und Holzschnitzen. 1867–68 hielt er sich in Rom auf, wo er u. a. Friedrich Overbeck und Flatz (s. d.) besuchte, 1872 folgten Reisen nach Sachsen, Mainz, Speyer, Straßburg (Strasbourg), Freiburg im Breisgau etc. S., Lehrer u. a. von Dominik Trenkwalder, Alois Winkler und Defregger (s. d.), hielt seine Gedanken zum Kunstunterricht – so plante er eine Tiroler Maler- und Bildhauerschule – sowie zum aktuellen Kunstschaffen wiederholt schriftl. fest und hielt Vorträge, u. a. an der theol. Fak. der Univ. Innsbruck; ein Lehrauftrag an der Univ. kam jedoch nicht zustande. Seiner kath. Weltanschauung entsprechend, engagierte er sich auch in sozialen Ver., war Gründungsmitgl. des Kath.-polit. Volksver. für Dt.tirol, Mitgl. des patriot. Landes-Hilfsver. und Funktionär der Österr. Ges. vom Roten Kreuz. 1885 i. R., wurde er mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez. Zu seinem Œuvre zählen hauptsächl. Kirchenplastiken (u. a. in Schladming, St. Paul im Lavanttal, Innsbruck), Mosaiken, Kirchenausstattungen (u. a. in Andelsbuch) und Altäre (u. a. in Wels, Schloß Ambras, Platt im Passeiertal, Sarnthein, Nassereith, Eppan, Algund, Schwaz, Landeck, Rom) sowie Fensterentwürfe für die Tiroler Glasmalereianstalt, die auch im Ausland (Dtld., Polen, USA, England) zur Ausführung gelangten. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehört die Renovierung und Gesamtausstattung der Schloßkapelle in Wechselburg (1871–76). Neben seiner künstler. Tätigkeit verf. S. Gelegenheitsged., inszenierte Dramen und gestaltete wiederholt lebende Bilder bei Festumzügen.

Weitere W. (auch s. u. Materialiensmlg. ÖBL): Entwürfe für Kirchengerät, Web-, Schnitz-, Steinmetzarbeiten etc. – Publ.: Ged., in: Tiroler Dichterbuch, ed. A. Mayr, 1888; Beitrr. in Kath. Repertorium, Tiroler Stimmen, Tiroler Ztg., Mitt(h). für christl. Kunst, Programm der k. k. (Ober)-Realschule zu Innsbruck, Andreas Hofer, Kunstfreund, etc.
L.: Neue Tiroler Stimmen, 17., 20., 22., Allg. Ztg. (München), 20., WZ, 23. 11. 1890; ADB; Thieme–Becker; Wurzbach; Programm der k. k. Ober-Realschule in Innsbruck …, 1886, S. 138ff.; K. Strompen, in: Dt. Hausschatz … 16, 1890, S. 461f. (m. B.); K. Fischnaler, Innsbrucker Chronik 5, 1934, S. 226f. (m. B.); D. Schneider-Henn, in: Antiquitäten-Ztg., 1983, Nr. 16, bes. S. XXI; A. Gobiet, Beitrr. zur Altarbaukunst des 19. Jh. in Tirol, geisteswiss. Diss. Innsbruck, 1994, S. 72ff.; L. Andergassen, Sarntaler Kirchenkunst, 1996, s. Reg.; M. Hölzl Stifter, in: 1000 Jahre Algund, red. M. Kiem, 2005, S. 438ff.; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neubearb. Aufl. 2005; Materialiensmlg. ÖBL, Wien (m. W.).
(E. Hastaba)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 318
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