Stotter, Michael (1813–1848), Geologe, Arzt und Schriftsteller

Stotter Michael, Geologe, Arzt und Schriftsteller. Geb. Innsbruck (Tirol), 13. 11. 1813; gest. Levico (Italien), 12. 5. 1848. Sohn eines Kaufmanns. – Nach Besuch des Gymn. (ab 1824) und der phil. Jgg. an der Univ. Innsbruck (1831–33) stud. S. ab 1833 Med. an den Univ. Wien, Padua und Pavia. In seiner Freizeit unternahm er wiss. Exkursionen durch Tirol. Damals begann auch seine Freundschaft mit Heufler (s. Hohenbühel); 1839 Dr. med., Mag. ophthalm., Mag. obstet. an der Univ. Pavia. I. d. F. ordinierte S. als prakt. Arzt mit Schwerpunkt Augenheilkde. in Innsbruck, sein Interesse galt aber der Mineral. und Geol. 1839 wurde er stellv. Fachdir. der zoolog. Smlg. und Fachdir. der mineralog.-geolog. Smlg. des Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, wo er die Neuaufstellung der geolog. Abt. nach modernen Kriterien initiierte. 1844 erfolgte seine Wahl zum Sekr. des Geognost.-Montanist. Ver. von Tirol und Vbg. Seine 1837–46 erstellte Dokumentation von 6.000 Fundstücken, die von Koär. des Geognost.-Montanist. Ver. bei ihren Geländebegehungen in Tirol und Vbg. gesammelt worden waren, bildete die Grundlage der „Geognostischen Karte Tirols“ (1:112.500, 10 Kartenbll. einschließl. 3 Profilbll., 1849). Die Beigabe einer geolog. Karte zu F. Frh. v. Hausmanns (s. d.) „Flora von Tirol“, 3 Bde., 1851–54, konnte durch S.s frühen Tod nicht verwirklicht werden. Auf geolog. Reisen in den Dolomiten sammelte S. Pflanzen, die im Alpengarten des Ferdinandeums angepflanzt wurden. Mit den Artnamen Productus Stotteri Stache, Nucula Stotteri Klipstein und Coelostylina Stotteri Klipstein ging sein Name in die wiss. Nomenklatur ein. 1847–48 suppl. S. die Lehrkanzel für Naturgeschichte an der Univ. Innsbruck, knapp vor seinem Tod wurde er zum Prof. der naturwiss. Fächer an dieser ernannt. 1848 Oblt. in der 2. Akadem. Komp. Gem. mit Pichler v. Rautenkar (s. d.) verkehrte S. in den liberal gesinnten Jung Tiroler Dichterkreisen um Gilm zu Rosenegg, J. Ch. Senn und Johann(es) Schuler (alle s. d.). Er verf. satir. Ged., Balladen und Märchenspiele, die in privatem Kreis aufgef. wurden. S., der viel zum Aufschwung der geolog. Forschung beigetragen hat, wurde u. a. 1842 k. M. des naturhist. Mus. in Straßburg.

Weitere W. (auch s. u. Klebelsberg): Einleitung zur Orographie von Tirol und Vbg. II …., 1853; zahlr. Beitrr. in Bote für Tirol, Z. des Ferdinandeums; etc.
L.: Bote für Tirol, 16. 5. 1848, 15., 16. 1. 1851; Tiroler Schützen-Ztg., 18. 5. 1848; Ferdinandeum. 24. combinirter Jahres-Ber. des Verwaltungsausschusses … 1847–50, 1851, S. 111ff.; A. Pichler, in: Österr.-Ung. Revue NF, 6, 1889, S. 80ff.; ders., Zu meiner Zeit, 1892, S. 78f., 187; R. v. Klebelsberg, Geol. von Tirol, 1935, s. Reg. (m. W.); F. S. Prast, in: Der Schlern 22, 1948, S. 343ff.; G. Mutschlechner, in: Schlern-Schriften 201, 1959, S. 123ff.; Ch. Schwaighofer, Literar. Gruppen in Tirol …, phil. Diss. Innsbruck, 1983 (m. L.); B. Schlorhaufer, Zur Geschichte eines Regionalmus. der Donaumonarchie im Vormärz., phil. Diss. Innsbruck, 1988, Tl. 2/Geol., S. 7ff., Tl. 3/Viten, S. 20; P. Goller – G. Oberkofler, Mineral. und Geol. an der Leopold-Franzens-Univ. Innsbruck (1867–1945), 1990, S. 237ff.; SammelLust. 175 Jahre Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, 1998, S. 66, 76f.; T. Cernajsek, in: Die Geolog. Bundesanstalt in Wien …, 1999, S. 44f.; E. Hastaba, in: Speicher des Gedächtnisses … 1, ed. M. Csáky – P. Stachel, 2000, S. 149ff.; UA, Wien; UA, Pavia, Italien.
(W. Neuner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 332
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