Stourzh, Herbert von (1889–1941), Schriftsteller und Beamter

Stourzh Herbert von, Schriftsteller und Beamter. Geb. Linz (OÖ), 22. 12. 1889; gest. Wien, 28. 8. 1941. Sohn von Alois v. S. (s. d.), ab 1928 verehel. mit der Gynäkologin und Sexualforscherin Helene, geb. Anderle (1890–1966), 1915 Dr. med. der Univ. Wien, Vater des Historikers Gerald S. – S. stud. Phil. und naturwiss. Fächer an den Univ. Zürich, Lausanne, Rostock, Prag, Jena und Wien; 1914 Dr. phil. der Univ. Wien mit einer Diss. über „Franz Brentano und das Problem von Gut und Böse, Recht und Unrecht“. Im 1. Weltkrieg leistete S. Kriegsdienst bei der Militärverwaltung in Montenegro. Durch den Verlust des Familienvermögens nach dem Krieg gezwungen, einen Brotberuf zu ergreifen, war er mehrere Jahre Lehrer an der landwirtschaftl. Landes-Lehranstalt Krems, ab 1927 B-Beamter in der nö. Landesregierung. S. trat auch als Publizist hervor: Neben „Vom Sein und vom Soll“ (1922) und „Max Stirners Philosophie des Ich“ (1926, 2. Aufl. 1978) veröff. er ca. 28 Artikel in Z., u. a. in „Der Brenner“, „Die Wage“, „Der christliche Ständestaat“ und in der reformorientierten Z. „Die Bereitschaft“, zunehmend mit volksbildner. Akzenten. Ursprüngl. liberal-areligiös, wandte er sich Mitte der 20er Jahre einem pazifist., am Evangelium der Bergpredigt orientierten protestant. Christentum zu, wobei der unbedingte Primat des menschl. Individuums und die radikale Ablehnung von „Ganzheiten“ im Sinne Spanns (s. d.) oder „völkischer“ Autoren einen gem. Nenner früherer und späterer Schriften darstellen. S. bekämpfte frühzeitig rassist. Ideen, u. a. 1932 Regierungspläne für ein rassist. „Studentenrecht“. Bereits 1934 bezeichnete er den Nationalsozialismus als „Nationalbestialismus“ und als „geistiges Barbarentum“. 1938, schon nach dem „Anschluß“, erschien in Luzern unter dem Ps. Karl Sturzenegger sein Buch „Humanität und Staatsidee“, eine herbe Kritik ganzheitl., faschist. und NS-Gedankenguts sowie kath.-nationalsozialist. Brückenbauer wie Bischof Alois Hudal. Ab Winter 1940/41 ermittelte die Gestapo gegen S.; seine tödl. Krebserkrankung setzte dem im August 1941 ein Ende.

Weitere W.: Gegen den Strom. Ausgewählte Schriften gegen Rassismus, Faschismus und Nationalsozialismus 1924–38, ed. G. Stourzh, 2008; etc.
L.: B. Schimetschek, in: Die Furche, 1947, Nr. 30, S. 7; G. Stourzh, Wege zur Grundrechtsdemokratie, 1989, S. XIXff.; ders., in: H. S., Gegen den Strom, ed. ders., 2008, S. 11ff.; AdR, Wien; NÖLA, St. Pölten, NÖ.
(G. Stourzh)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 333
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