Stowasser, Wenzel (1803–1860), Musikinstrumentenbauer

Stowasser Wenzel, Musikinstrumentenbauer. Geb. Graslitz, Böhmen (Kraslice, Tschechien), 18. 7. 1803; gest. ebd., 1860. Sohn eines Knopfmachers, Cousin von Ignaz S. d. Ä. (s. d.), Vater von Adolf d. Ä., Josef d. Ä., Julius (alle s. u.), Richard (geb. Graslitz, 9. 1. 1848; gest. 1910) und Johann (Jonas) S. (geb. Graslitz, 21. 5. 1846; gest. vermutl. Budapest, Ungarn, 9. 2. 1923), Großvater von Anton Rudolf (s. u.) und Josef S. d. J. – S., von Profession Waldhornmacher, wurde 1824 Meister und gründete im selben Jahr in Graslitz eine Werkstatt für Metallblasinstrumentenbau, in der er bereits einige Gesellen beschäftigte. Er selbst konnte auf Reisen von Bayern bis Südtirol wichtige Handelskontakte knüpfen und die Wünsche der Kunden in seinem expandierenden Betrieb direkt umsetzen. Nach seinem Tod schlossen sich seine Söhne Josef d. Ä. (geb. Graslitz, 20. 8. 1826; gest. ebd., 7. 5. 1900), Julius (geb. Graslitz, 18. 10. 1837; gest. ebd., 18. 9. 1900) und Richard S. zusammen und führten die Fa. als W. S.s Söhne weiter. Josef d. Ä., der auf seinen Wanderjahren v. a. in Wien Erfahrungen gesammelt hatte und 1850 nach Graslitz zurückgekehrt war, fungierte als kaufmänn. Leiter, während Julius v. a. die techn. Seite des Instrumentenbaus betreute. 1876/77 wurde das Unternehmen in einen Fabriksbetrieb umgewandelt und i. d. F. mehrfach vergrößert, ab 1880 wurde mit Dampfkraft produziert. Die Erzeugnisse der Fa. waren sehr geschätzt und gewannen erste Preise auf Ausst., etwa auf der Weltausst. in Chicago 1893. In europ. und übersee. Städten wurden ständige Vertretungen eingerichtet: 1884 gründete Josefs Sohn Anton Rudolf S. (geb. Graslitz, 5. 10. 1853; gest. nach 1929) eine Filiale in Verona, die dann von seinem Bruder Josef S. d. J. (geb. Graslitz, 11. 5. 1857; gest. Verona, Italien, 20. 1. 1908) selbständig geführt wurde, während Anton Rudolf die Firmenleitung in Graslitz übernahm. 1901 wurde auch eine Filiale in Warschau errichtet, die, ursprüngl. für den gesamten russ. Markt bestimmt, später in Polen auf dem Gebiet des Blechmusikinstrumentenbaus führend wurde. 1891 hatte er in Graslitz auch eine Fa. zur Herstellung von Mechaniken für Saiteninstrumente gegr., die u. a. in die USA exportierte. Wie sein Vater engagierte sich Anton Rudolf S. im polit. Leben seiner Heimat, etwa als Vertreter der HGK Eger oder als Mitgl. der Bez.- und Gmd.vertretung. Während eine Filiale in Budapest mit Erfolg von einem weiteren Sohn Wenzel S.s, Johann (Janos) S., geleitet wurde, etablierte sich Adolf S. d. Ä. (geb. Graslitz, 15. 10. 1842; gest. Graz, Stmk., 17. 1. 1893) in Graz, wo er 1874 eine eigene Blechblasinstrumentenfa. ins Leben rief, die ebenfalls großes Prestige erlangte und nach seinem Tod von seinem Sohn Adolf S. d. J. (geb. Graslitz, 22. 7. 1865; gest. Graz, 27. 3. 1928) übernommen wurde. Vater und Sohn spielten auch eine nicht unbedeutende Rolle im Wirtschaftsleben von Graz.

L. (meist auch zu anderen Familienmitgl.): (Neues) Grazer Tagbl., 18. 1. 1893 (A.), 29. 3. 1928 (zu Adolf S. d. Ä. und d. J.); Graslitzer Ztg., 12. 5. (zu Josef S.), 22. 9. (zu Julius S.) 1900, 25. 1. 1908 (zu Josef S. d. J.); Egerländer Biograf. Lex. 2; oeml; Suppan; Heimatkde. des Bez. Graslitz, 1929, S. 301ff. (m. B. von Wenzel und Josef S. d. Ä.); H. Heyde, Das Ventilblasinstrument, 1987, s. Reg.; W. Waterhouse, The New Langwill Index, 1993; G. Dullat, Der Musikinstrumentenbau und die Musikfachschule in Graslitz von den Anfängen bis 1945, 1997, s. Reg. (m. B. einiger Familienmitgl.); R. Aubrecht – V. Kotěšovec, Kraslická kronika, 2006; F. Hantschel, Biographien dt. Industrieller aus Böhmen, o. J.; Státní oblastní archiv, Plzeň, Tschechien; Mitt. Václav Kotěšovec, Kraslice, Tschechien.
(E. Lebensaft – M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 335f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>