Strache, Franz Eduard (1815–1894), Politiker, Journalist und Wirtschaftsfachmann

Strache Franz Eduard, Politiker, Journalist und Wirtschaftsfachmann. Geb. Rumburg, Böhmen (Rumburk, Tschechien), 29. 8. 1815; gest. Wien, 22. 1. 1894; röm.-kath. Sohn des Unternehmers und Immobilienbesitzers Florian, Vater von Hugo (Julius), Onkel von Eduard S. (beide s. d.). – S., der ursprüngl. einen kaufmänn. Beruf ausübte, interessierte sich früh für Chemie und Malerei und begann in der ersten Hälfte der 40er Jahre mit Experimenten auf dem Gebiet der Daguerreotypie. Polit. engagierte er sich für die Sache der Dt. in Böhmen, u. a. 1848 als Vorstandsmitgl. des in Wien gegr. Ver. der Dt. aus Böhmen, Mähren und Schlesien zur Aufrechterhaltung ihrer Nationalität (ab Juni Ver. der Dt. in Österr.) sowie als Vors. einer vom Leipziger Ver. zur Wahrung der dt. Interessen in den Ostmarken im August 1848 organisierten Versmlg. in Teplitz (Teplice), auf der eine Zweiteilung Böhmens entlang einer Sprachgrenze diskutiert wurde. Von November 1848 bis Mai 1849 fungierte S. als fraktionsloser Abg. zum Frankfurter Parlament, wo er mit der Linken stimmte. Im September 1850 zum Bgm. von Rumburg gewählt, blieb er bis August 1856 in dieser Funktion. In seine Amtszeit fielen die Errichtung des K. Franz Joseph-Spitals und eines neuen Schulgebäudes sowie die Reorganisation des Armenwesens. S. soll i. d. F. aus polit. Gründen verhaftet und nach Prag überführt worden sein, kam jedoch wieder frei. Er ging nach Wien und wurde Mitarb. an I. Kurandas (s. d.) „Ostdeutscher Post“. Als Journalist entwickelte er eine große Bandbreite: Er schrieb Leitartikel, volkswirtschaftl. und kunstkrit. Aufsätze sowie Beitrr. über kommunale Angelegenheiten und veröff. auch größere Abhh. zu wirtschaftspolit. Fragen. Zwischenzeitl. bei einem Bauunternehmen tätig, war er zuletzt in leitender Funktion bei der Allg. Österr. Boden-Credit-Anstalt in Wien, daneben auch Verw.R. der Nordwestbahn, und hatte Anteile an einigen Kohleges. und Eisenwerken. 1866 zog er sich ins Privatleben zurück und widmete sich seinen künstler. Neigungen, v. a. der Restaurierung und Smlg. von Gemälden. S. zählt zu den Pionieren auf dem Gebiet der Photographie in Nordböhmen; die Überlieferung seiner Daguerreotypien ist jedoch nicht gesichert.

W.: Das Oesterr. Verfassungswerk in seinen Beziehungen zu Dtld., 1849; Die Ein- und Ausfuhr Österr. im Jahre 1858 vom industriellen Standpunkt, 1859; Die Feinde des Arbeiterstandes, 1861; Die Valuta in Oesterr. und Vorschläge für den Uebergang zu einer festen Währung, 1861; Beitrr. in Z. und Ztg.
L.: Dt. Ztg., NFP (A.), 23., Rumburger Ztg., 24. 1. 1894; Stern–Ehrlich, S. 181f.; J. Rank, Erinnerungen aus meinem Leben, 1896, S. 315ff.; Die Frankfurter Nationalversmlg. 1848/49, ed. R. Koch, 1989 (m. B.); H. Best – W. Weege, Biograph. Hdb. der Abg. der Frankfurter Nationalversmlg. 1848/49, 1996; P. Joza, in: Děčínské vlastivědné zprávy 13, 2003, H. 2, S. 40ff.; WStLA, Materialiensmlg. ÖBL, beide Wien; Collegium Carolinum, München, Dtld.; Mitt. Franz Adlgasser, Wien, Robert Luft, München, Dtld., Marie Makariusová, Praha, Tschechien.
(E. Lebensaft)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 338
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