Strache, Hugo (Julius) (1865–1927), Chemiker und Techniker

Strache Hugo (Julius), Chemiker und Techniker. Geb. Dornbach, NÖ (Wien), 10. 4. 1865; gest. Wien, 4. 11. 1927. Sohn von Franz Eduard, Cousin von Eduard S. (beide s. d.). – Nach Absolv. der Realschule in Wien stud. S. 1883–84 an der TH Aachen, 1884–86 als ao. Hörer an der Univ. Wien und 1886–87 an der Univ. Zürich; 1887 Dr. phil. in Zürich. 1888–89 Stipendiat am chem. Laboratorium der Univ. Wien, war S. 1889–90 Ass. für organ. Technol. bei Josef Pohl (s. d.), 1890–92 Ass. für allg. Chemie bei Alexander Bauer und R. Benedikt (beide s. d.) an der TH Wien; 1891 Habil. für organ. Chemie, 1897 auch für Beleuchtungswesen und industrielle Feuerungsanlagen. 1892–95 war S. daneben u. a. wiss. Beirat der AG für Wasserleitungen, Beleuchtung und Heizanlagen, übernahm 1895 das von ihm errichtete Bureau für Wassergas, war 1899–1905 Gen.dir. der von ihm gegr. Société internationale du gaz d’eau brevet S. in Brüssel und erbaute 1904 das Wassergaswerk in Pirano (Piran). Im selben Jahr tit. ao. Prof. der TH Wien, schuf er dort 1909 eine Versuchsanstalt für Gasbeleuchtung, Brennstoffe und Feuerungsanlagen; 1913 ao. Prof. an der neu eingerichteten Lehrkanzel für Gas- und Beleuchtungsind., 1919 o. Prof. für Brennstoffchemie und Leiter des neu errichteten Lehrstuhls für Brennstoffe, Feuerungsanlagen und Gasbeleuchtung; 1919–21 Dekan der chem.-techn. Abt. S. suppl. 1915–26 auch den Lehrstuhl für chem. Technol. organ. Stoffe und war längere Zeit Mitgl. der Staatsprüfungskomm. 1920 etablierte er mit der Gründung und als Vorstand einer Abt. für die Heranbildung von Gas- und Feuerungstechnikern an der TH eine eigene Stud.richtung. Daneben initiierte er weitere Unternehmensgründungen in Österr., Dtld. und Holland und fungierte als Berater mehrerer Ges. und Fa. Zahlreiche Wassergasanlagen im In- und Ausland, u. a. im Wr. AKH, gehen auf seine Pläne und Patente zurück. S. erfand das sog. Doppelgas, das die restlose Verkohlung von Stein- und Braunkohle ermöglichte, und beschäftigte sich mit der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Feuerungsanlagen. Auf seine Initiative wurde 1915 die Mineralölverordnung reformiert. 1916 gelang ihm die Gewinnung von Fettsäuren und Seifen aus Produkten der destruktiven Destillation von Mineralölen und Braunkohleteer, die betreffenden Verfahren wurden bereits 1917 im Großbetrieb eingesetzt. S., dessen Erfindungen große Bedeutung für den industriellen Fortschritt hatten, besaß über 60 Patente zur Wassergaserzeugung samt Kontrollinstrumenten (1893–1910), zur Doppelgaserzeugung (1905–22) und für gasanalyt. Apparate, u. a. für den Autolysator (1907 und 1911) und den Taschenrauchgasprüfer Siccus (1921), für das Kaloriskop für Heizwertbestimmungen von Gasen sowie für das Vaporoskop zur Bestimmung von deren Feuchtigkeitsgehalt. Er verf. rund 250 Abhh. auf den Gebieten Brennstoffchemie, Feuerungstechnik, Elektrotechnik und Maschinenbau, wurde 1904 nichtständiges Mitgl. und 1909 Rat des österr. Patentamts, 1910 Schätzmeister und Sachverständiger für Gaswerke, Gasbeleuchtung etc.; daneben fungierte er als Gerichtssachverständiger und Gutachter, Vorstand der Ges. für Wärmewirtschaft im Hauptverband der Österr. Ind. sowie techn. Konsulent bzw. Verw.R. zahlreicher industrieller Ges. 1915 Ehrenmitgl. des österr. Ver. von Gas- und Wasserfachmännern, 1925 HR.

W.: s. u. Poggendorff.
L.: Die Neue Ztg., RP, 5., WZ, 6. 11. 1927; Eisenberg 2; Inauguration TH Wien, 1929, S. 91ff. (m. B.); Poggendorff 4–6 (m. W.); J. K. Streinz, Jahres-Ber. der k. k. Staats-Realschule … am Schottenfelde … 1882–83, 1883, S. 53; F. B(össner), in: Z. des österr. Ver. von Gas- und Wasserfachmännern 44, 1927, S. 211ff.; A. Lechner, Geschichte der TH in Wien (1815–1940), 1942, s. Reg.; 150 Jahre TH Wien 1815–1965, 2, ed. H. Sequenz, 1965, s. Reg. (m. B.); TU, UA, WStLA, Materialiensmlg. ÖBL, alle Wien; UA, Zürich, Schweiz.
(M. Pesditschek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 338f.
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