Strakosch, Alexander (1879–1958), Techniker und Anthroposoph

Strakosch Alexander, Techniker und Anthroposoph. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 23. 8. 1879; gest. Dornach (CH), 5. 2. 1958; ursprünglich mos. Neffe des Brünner Kunstsammlers Arnold Skutetzky, Cousin zweiten Grades des Rezitators →Alexander Strakosch; ab 1906 mit der Malerin Maria Strakosch, geb. Giesler (1877–1970), einer Schülerin Wassily Kandinskys, verheiratet. – Nach Absolvierung des Gymnasiums studierte S. an der Technischen Hochschule in seiner Heimatstadt, ab 1900 an der Bauingenieur-Abteilung der Technischen Hochschule in München, wo er 1903 sein Diplom erwarb. Er verkehrte in Münchner Künstlerkreisen um Frank Wedekind und Max Halbe sowie um Kandinsky, bei dem er auch seine spätere Frau kennenlernte. Ab Winter 1903 wirkte S. an mehreren österreichischen Bergbahnunternehmungen mit, etwa beim Bau der Karawanken-Bahn sowie 1904 bei der Vintschgaubahn Meran–Mals. In der Folge war er in Innsbruck ein Jahr lang mit Entwürfen für Wasserkraftanlagen und Bergbahnen, danach im Murgtal im nördlichen Schwarzwald an der Verlängerung der Bahnlinie Rastatt–Weisenbach beschäftigt. Zu Unrecht eines Fehlers beschuldigt und entlassen, begab er sich wegen seines Rechtsstreits 1908 nach Berlin. Hier lernte der von der Philosophie Ernst Haeckels stark beeinflusste S. →Rudolf Steiner kennen und geriet in dessen Bannkreis. Noch im selben Jahr kehrte er aus beruflichen Gründen nach Österreich zurück, wirkte vorerst in Triest und ab 1912 in Wien als Vorstand der Signal-Werkstätte Wien-Ost. Daneben war S. als Erster Geiger Mitglied eines Quartetts und Orchesters. Seine Verbindung zu Steiner riss in dieser Zeit nie ab, er besuchte Kurse und Tagungen und übersiedelte 1920 nach Stuttgart, wo er sich ausschließlich der anthroposophischen Bewegung widmete. Er wurde Berater des Johannes-Bauvereins, führte eine Waldorfklasse und erteilte Technologieunterricht. Daneben hielt er Vorträge, leitete Kongresse und betätigte sich als Fachschriftsteller. Bis 1933 war S. Vorstandsmitglied der deutschen Anthroposophischen Landesgesellschaft, trat jedoch nach der „Machtergreifung“ aus „rassischen“ Gründen zurück und unternahm in den Folgejahren zahlreiche Vortragsreisen, vor allem in Italien und Frankreich. 1938 ließ er sich mit seiner Frau in Dornach, dem Zentrum der anthroposophischen Bewegung, nieder.

W. (s. auch v. Plato): Mensch und Maschine, 1928; Lebenswege mit R. Steiner, 1947, 2. Aufl. 1995 (m. B. u. W.); Selbsterziehung und Lebensgestaltung, 1953; Leben und Lernen im Zeitalter der Technik, 1955; Beiträge in Sammelwerken und Fachzeitschriften; etc.
L.: NDB (s. Familienartikel Strakosch); U. Werner, Anthroposophen in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945), unter Mitwirkung von Ch. Lindenberg, 1999, s. Reg.; B. v. Plato, Anthroposophie im 20. Jahrhundert, 2003, s. Reg., bes. S. 806ff. (m. B., W. u. L.); M. Gebhardt, R. Steiner. Ein moderner Prophet, 2011, s. Reg.; TU, München, D.
(E. Lebensaft)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)