Straub, Adolf von (1808–1887), Polizeidirektor und Offizier

Straub Adolf von, Polizeidirektor und Offizier. Geb. Strojeditz, Böhmen (Strojetice, Tschechien), 11. 11. 1808; gest. Innsbruck (Tirol), 26. 2. 1887; röm.-kath. Sohn eines fürstl. Dietrichsteinschen Kanzleidir. – Nach dem Jusstud. an der Univ. Prag war S. 1830 als Gerichtsaktuar bei der Herrschaft Dietrichstein in Polna (Polná) tätig, schlug aber bereits ein Jahr später die militär. Laufbahn ein und war zunächst Auditoriatspraktikant beim Militärappellationsgericht in Wien. Ab 1835 war er an verschiedenen ung. Standorten eingesetzt, zunächst als Garnisonsauditor in Temeswar (Timişoara), ab 1836 als Oblt.auditor beim wallach.-illyr. Grenzrgt. 13 in Karansebesch (Caransebeş), ab 1838 beim Banater Grenzinf.baon. in Pantschowa (Pančevo) und schließl. ab 1840 als Hptm.auditor beim IR 62 in Arad. 1845 wurde S. zum IR 25 in Budweis (České Budějovice) versetzt und nahm 1848 am Italien-Feldzug teil, bei dem er ab Juli als Stabsauditor dem Hauptquartier Radetzkys (s. Radetzky v. Radetz) zugeteilt war. Ab 1849 war S. als Mjr.auditor Justizreferent des nunmehrigen lombard.-venezian. Gen.gouverneurs Radetzky, wurde 1852 in den Ritterstand erhoben und 1854 kurzzeitig dem Landes-Militärgericht Graz zugeteilt. Auf Vorschlag des Polizeiministers Kempen v. Fichtenstamm (s. d.) wechselte S. im Oktober 1854 als Vize-Polizeidir. von Mailand in den zivilen Staatsdienst; 1855 Reg.Rat. Er bekleidete ab 1859 die Funktion des Polizeidir. von Venedig (1860 HR). Aufgrund seiner Überzeugung, daß der italien. Nationalismus nur durch polizeil. Gewaltmaßnahmen unter Kontrolle gehalten werden könne, geriet er in Konflikt mit dem venezian. Statthalter Georg Otto v. Toggenburg, dessen Mitarb. er wegen des Verdachts antiösterr. Einstellungen überwachen ließ. Als sich diese Anschuldigungen als haltlos erwiesen, wurde S. aus Venedig abberufen, war ab November 1865 Vize-Polizeidir. von Wien, ab März 1866 Polizeidir. von Prag. Dort gelang ihm zwar mit der Errichtung der Sicherheitswache eine deutl. Verbesserung der Polizeiorganisation, er geriet jedoch ins Kreuzfeuer der tschech. Opposition, weshalb seine vorzeitige Pensionierung 1869 als Zugeständnis der Regierung gesehen wurde. Gleichzeitig wurde ihm das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.

L.: Innsbrucker Nachrichten, 28. 2. 1887; Egerländer Biograf. Lex. 2 (s. Strauß A. J. v.); H. Oberhummer, Die Angehörigen der Wr. Polizeidion. (1754–1900), 1939, S. 46; 145 let Záchranné služby hl. m. Prahy, 2002, S. 14; A. Gottsmann, Venetien 1859–66, 2005, s. Reg.; AVA, Wien.
(H. Gebhardt)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 371
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>