Strauß (Strauss), Anton (1775–1827), Buchdrucker, Verleger und Schriftgießer

Strauß (Strauss) Anton, Buchdrucker, Verleger und Schriftgießer. Geb. Wien, 19. 4. 1775; gest. ebd., 24. 10. 1827. Onkel von L. Sommer (s. d.), ab 1805 verehel. mit Magdalena S. (s. u.). – Aus ärml. Verhältnissen stammend, lernte S. in der Druckerei von Ignaz Alberti und wurde nach dessen Tod 1794 Faktor im Witwenfortbetrieb der Fa. 1801 erhielt er gem. mit Degen v. Elsenau (s. d.) die Schriftgießereibefugnis, 1802 erwarb er die Offizin von Christian Grosser, die er rasch vergrößerte und durch eine Schriftgießerei erweiterte. Während der Napoleon. Kriege wurde S. zum wichtigsten österr. Drucker: Er richtete 1809 eine Felddruckerei ein und druckte bzw. verlegte Periodika wie die „Vaterländischen Blätter …“, den „Österreichischen Wandersmann“, die „Neue militärische Zeitschrift“, Hormayrs (s. d.) „Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst“ etc. Höchstaufl. erzielte er mit Heinrich v. Collins „Liedern Oesterreichischer Wehrmänner“ (1809). Der von S. ab 1810 verlegte „Oesterreichische Beobachter“ wurde neben der „Wiener Zeitung“ zum zweiten offiziellen Regierungsbl. Auch als Schriftgießer hatte S. einen hervorragenden Ruf, seine Drucke zeichneten sich im mathemat. wie im Fremdsprachensatz (Griech., Hebr., Pers., Syr., Arab.) aus. So druckte er etwa die griech. Ztg. „ΕΛΛΗΝΙΚΟΣ ΤΗΛΕΓΡΑΦΟΣ“ (1812), Joseph v. Hammer-Purgstalls „Geschichte des Osmanischen Reiches“ (10 Bde., 1827–35) sowie die „Annalen der k. k. Sternwarte in Wien“ (1821–40). Ebenfalls bedeutsam war die drucktechn. ausgez. Produktion naturwiss. Werke von Johann Bremser, Joseph Franz Frh. v. Jacquin, Johann Ch. Mikan, Johann Emanuel Pohl und Leopold Trattinick u. a. mit kolorierten Bildtafeln. 1815 erhielt S., der sich auch mit dem Blindendruck befaßte, ein Privileg auf eine von ihm entwickelte Tretpresse mit Farbwalzen und Gegendruckzylinder. Seine Druckerei, die zuletzt 20 Pressen betrieb, befand sich zunächst in der Teinfaltstraße, dann an der Wien und schließl. in der Alserstraße. Daneben besaß S. ab 1816 eine Papierfabrik in Unterwaltersdorf. Für seine Verdienste erhielt er 1819 von Erzhg. Johann (s. d.) jene Presse, an der Joseph II. den Buchdruck erlernt hatte. Nach S.’ Tod führte Magdalena S., geb. Ditl (geb. Wien, um 1764; gest. ebd., 8. 3. 1845; röm.-kath.), die Druckerei unter der Fa. Anton Strauß sel. Witwe erfolgreich weiter, legte aber das Landesfabriksprivilegium zur Betreibung der Papierfabrik zurück. Sie pflegte weiterhin den Fremdsprachensatz in hoher Qualität. Die Druckerei leitete zunächst ihr Neffe Carl Ditl (Dittl), nach dessen Tod 1836 Leopold Sommer. Mit ihm schloß Magdalena S. 1842 einen Ges.vertrag, die Fa. hieß seither Anton Strauß sel. Witwe & Leopold Sommer. Neben zahlreichen Z. wurde in ihrer Offizin die „Oesterreichische National-Encyklopädie“ von Gräffer und Czikann (1835–37) gedruckt.

L.: Wurzbach; Kat. der hist. Ausst. von Wr. Buchdruck-Erzeugnissen 1482–1882, 1882, S. 106ff. (auch für Magdalena S.); A. Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482–1882, 2, 1887, s. Reg. (m. B.); F. Gräffer, Kleine Wr. Memoiren und Wr. Dosenstücke, ed. A. Schlossar – G. Gugitz, 2, 1922, s. Reg.; G. Fritz, Geschichte der Wr. Schriftgießereien …, 1924, S. 67f., 81 (m. B.); A. Durstmüller d. J., 500 Jahre Druck in Österr. 1, 1981, s. Reg.; P. R. Frank – J. Frimmel, Buchwesen in Wien 1750–1850, 2008; Hofkammerarchiv, WStLA (auch für Magdalena S.), beide Wien.
(J. Frimmel)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 373f.
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