Strauß (Strauss), Joseph (1793–1866), Violinist, Dirigent und Komponist

Strauß (Strauss) Joseph, Violinist, Dirigent und Komponist. Geb. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 15. 5. 1793; gest. Karlsruhe, Baden (Dtld.), 1. 12. 1866; röm.-kath. Sohn eines Geigers, nicht verwandt mit der Musikerdynastie S. – S. zeigte sehr früh musikal. Talent, konnte sich aber erst nach der Übersiedlung nach Wien 1805 ganz der Musik widmen. Ein Auftritt des 12jährigen im Theater an der Wien führte zur Anstellung im Orchester des Theaters und ermöglichte ihm ein Geigenstud., u. a. bei Casimir v. Blumenthal und Schuppanzigh (s. d.), sowie Kompositions- und musiktheoret. Stud. bei Franz Teyber und Johann Georg Albrechtsberger. Nach aufsehenerregenden Konzerten wurde S. 1810 als Soloviolinist nach Pest (Budapest), 1813 als Theaterkapellmeister nach Temesvár (Timişoara) und 1814 als Leiter der dt. Oper nach Hermannstadt (Sibiu) engag. Aus Krankheitsgründen gab er diese Stelle 1817 auf und wurde Kapellmeister in Brünn. Mit den dortigen musikal. Kräften unzufrieden, unternahm er ausgedehnte Konzertreisen (etwa nach Breslau/Wrocław, Prag und in verschiedene dt. und Schweizer Städte). 1822 war er Theaterkapellmeister in Freiburg im Breisgau und Straßburg (Strasbourg), 1823 Konzertmeister in Mannheim, wo er bald die Position des erkrankten Hofkapellmeisters übernahm. 1824 als Hofmusikdir. nach Karlsruhe verpflichtet, wurde S. 1826 Hofkapellmeister und war bis zu seiner Pensionierung 1864 erfolgreich tätig. Er hob das Niveau von Orchester, Chor und Solistenensemble durch Neuengagements sowie gründl. Probenarbeit und pflegte ein großes und vielfältiges Opernrepertoire von Gluck bis Wagner. Zudem führte er 1840 die Dion. der dt. Oper in London und leitete 1841 das Pfälz. Musikfest in Speyer sowie 1844 das erste bad. Männergesangsfest in Karlsruhe. Seine Dirigententätigkeit, die sich durch Routine, Gewissenhaftigkeit und Temperament auszeichnete, fand den Beifall Cherubinis, Meyerbeers und sogar des überkrit. Richard Wagner. Dagegen trat S. in dieser Zeit als Komponist weitgehend zurück. Über seine Werke ist kaum ein Urteil mögl., da selbst die wenigen Druckausg. meist nur bibliograph. nachweisbar sind.

W.: Opern (Urauff.): Faust’s Leben und Taten, 1815, Die Söhne des Waldes, 1816, Berthold der Zähringer, 1822, Armiodan, 1826, Zalide, 1831, Sultan Wampum, 1832, Der Währwolf, 1837, Die Schlittenfahrt von Nowgorod, 1862; Oratorium: Judith; Schauspielmusiken; 2 Symphonien; 2 Messen; Kammermusik, v. a. für Streicher; Lieder; etc.
L.: Wurzbach; Bad. Biographieen 2, ed. F. v. Weech, 1875, S. 328ff.; H. Ordenstein, Musikgeschichte der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe …, 1915, S. 21ff.; J. Draheim, Karlsruher Musikgeschichte, 2004, s. Reg.
(J. Draheim)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 381f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>