Strauss Richard (Georg), Komponist und Dirigent. Geb. München, Bayern (Dtld.), 11. 6. 1864; gest. Garmisch-Partenkirchen, BRD (Dtld.), 8. 9. 1949. Sohn des 1. Hornisten des Münchner Hofopernorchesters Franz S. und der aus einer Bierbrauerfamilie stammenden Josephine, geb. Pschorr, ab 1894 verehel. mit der Sängerin Pauline de Ahna. – S. erhielt schon früh Klavier- und Violinunterricht, daneben entstanden erste Kompositionen. Nach Absolv. des Gymn. besuchte er 1882–83 phil. und kulturgeschichtl. Vorlesungen an der Univ. München und trat im selben Jahr erstmals in Wien auf (Urauff. seines Violinkonzerts in Klavierfassung). Prägend wurden für S. Begegnungen mit seinem späteren Mentor Hans v. Bülow und mit Brahms (s. d.). 1885 Ass. Bülows in Meiningen, folgte er diesem 1886 als Hofmusikdir. nach. Die Freundschaft mit dem Geiger und Komponisten Alexander Ritter führte zur künstler. Auseinandersetzung mit F. v. Liszt (s. d.) und Wagner, wobei die Begeisterung für letzteren durch musikal. Assistenzen in Bayreuth und die Bekanntschaft mit Cosima Wagner noch verstärkt wurde. 1887 erfolgte die Urauff. von S.’ Tondichtung „Aus Italien“, die den Grundstein zu seinem Erfolg in diesem Genre legte („Don Juan“, 1889, „Till Eulenspiegels lustige Streiche“, 1895, „Also sprach Zarathustra“, 1896, etc.). Nach einem Engagement in München wurde er 1889 Großherzogl. Sächs. Kapellmeister am Hoftheater Weimar, wo auch die Urauff. seiner ersten, unter dem Einfluß von Wagners Musikdramen stehenden Oper „Guntram“ (1894) stattfand. 1894 wurde er an die Münchner Hofoper berufen und folgte dort bald dem Hofmusikdir. und Hofkapellmeister Hermann Levi nach. 1898 wechselte er als 1. Preuß. Kapellmeister an die Hofoper Berlin, eine Position, die den durch seine Tondichtungen und Lieder inzwischen berühmt gewordenen S. als anerkannten Dirigenten auswies (ab 1908 Gen.musikdir.). Gastspielreisen führten ihn durch ganz Europa und in die USA. Als Gründungsmitgl. der Genossenschaft dt. Tonsetzer (1898) trat S. für den musikal. Urheberrechtsschutz ein. Er widmete sich nun verstärkt dem Opernschaffen („Salome“, Urauff. 1905, „Elektra“, Urauff. 1909, als erste Zusammenarbeit mit H. Hofmann v. Hofmannsthal, s. d.). Der Kontakt zu Österr. wurde enger: 1906 fand in Graz die österr. Erstauff. der „Salome“ statt, im selben Jahr dirigierte S. in Salzburg erstmals die Wr. Philharmoniker, 1910 erstmals an der Wr. Staatsoper. Für die Eröffnung des Wr. Konzerthauses 1913 komponierte er das „Festliche Präludium“. Er war neben Hofmannsthal, M. Reinhardt (s. d.) u. a. Mitbegründer der 1920 erstmals veranstalteten Salzburger Festspiele. Wichtige Urauff. fanden in Wien statt: „Ariadne auf Naxos“ (Neufassung, 1916) und „Die Frau ohne Schatten“ (1919). 1919 wurde S. – unter heftigen Protesten – neben F. Schalk (s. d.) Dir. der Wr. Staatsoper. Daneben dirigierte er die Philharmoniker und unternahm mit ihnen zwei Südamerika-Tourneen. Konflikte mit Schalk führten zur Demission als Operndir., doch wirkte er dort 1926–31 wieder als Gastdirigent. 1925 bezog er das neu erbaute Belvedere-Schlössel in Wien 3, wo er – neben seiner Villa in Garmisch – künftig wohnte. 1933 wurde S. Präs. der Reichsmusikkammer, mußte diese Funktion aber infolge der Zusammenarbeit mit seinem Textdichter Stefan Zweig 1935 zurücklegen. Während des Kriegs wandte er sich – wohl im Hinblick auf seine jüd. Schwiegertochter und seine Enkel – verstärkt Wien zu, da er in Baldur v. Schirach einen Förderer fand. So gab es dort 1944 größere Feierlichkeiten für den in der „Gottbegnadeten-Liste“ geführten Achtzigjährigen. 1947 erhielt S. die österr. Staatsbürgerschaft, nachdem in Dtld. ein – allerdings bald eingestelltes – Spruchkammerverfahren gegen ihn gelaufen war. Die letzte Zeit verbrachte S. in der Schweiz, 1949 kehrte er nach Garmisch-Partenkirchen zurück. S.’ enge Bindung an Österr. spiegelt sich neben diversen Ausz. (Ehrenbürger von Wien und Salzburg, Ehrenmitgl. der Ges. der Musikfreunde sowie der Vereinigung schaffender Tonkünstler in Wien) in mehreren Werken wider: so u. a. in den Festfanfaren für die Stadt Wien und für die Philharmoniker sowie den Widmungschören für den Wr. Männergesangsver. („Austria“) und den Schubertbund („Durch Einsamkeiten“, „Die Tageszeiten“), wie auch der „Ball beim Grundlsee-Wirt“ aus der Oper „Intermezzo“ an S.’ Sommerbesuche im Ausseerland erinnert. Wiederholt gab es S.-Auff. zu bes. Anlässen (z. B. „Die Frau ohne Schatten“ zur Wiedereröffnung der Wr. Staatsoper, 1955, „Der Rosenkavalier“ zur Eröffnung des neuen Großen Festspielhauses in Salzburg, 1960). 1971 erfolgte in Wien die Neugründung der Internationalen R.-S.-Ges. Geehrt wurde S. u. a. mit drei Ehrendoktoraten und dem Orden Pour le Mérite.