Strehl, Johann (1801–1862), Lehrer und Maler

Strehl Johann, Lehrer und Maler. Geb. Wien, 14. 3. 1801; gest. ebd., 28. 11. 1862. Sohn eines Schneidermeisters. – Nach Absolv. der Haupt- und Realschule besuchte S. ab 1821 das polytechn. Inst. in Wien, erhielt anschließend ein Stipendium an der Gewerbl. Zeichenschule St. Anna (Wien 1) und legte 1827 die Lehramtsprüfung ab. Zunächst Zeichenlehrer an der Kreishauptschule in Villach, erhielt S. 1830 eine Stelle als Zeichenlehrer an der Normalhauptschule in Klagenfurt, dann an der Normalhauptschule St. Anna. 1848 zum prov. Dir. der Zeichenschulen Österr. ernannt, übernahm er 1852 in St. Anna den neueingeführten Unterricht in Arithmetik, Baukunst, Freihandzeichnen und Chemie, organisierte Lehrmittel und richtete ein eigenes Laboratorium ein. Daneben wurde er zum Insp. der Sonntagszeichenschulen für Wien-Innere Stadt und die Leopoldstadt ernannt und fungierte als Sachverständiger für Kunst- und Schriftsachen beim Landesgericht Wien und in der Oesterr. Nationalbank. 1860 Dir. von St. Anna. Als Lehrer widmete sich S. v. a. dem mathemat. Fach. Bekannt wurde er durch eine Reihe von mathemat. Lehrbüchern, die wiederholt aufgelegt wurden und auch noch nach seinem Tod – tw. überarbeitet von K. Schubert (s. d.) – weite Verbreitung fanden. Dabei gelang es S., komplexe mathemat. Probleme verständl. darzustellen und sie mit prakt. Beispielen zu erläutern. Er gliederte seine Lehrbücher nach Wissensniveau, erzielte so einen modernen, aufbauenden Unterricht und versah seine Werke zum besseren Verständnis mit Figurentafeln. Bes. Augenmerk legte er auf die Fähigkeit des mündl. Rechnens sowie auf die Methodik. Hauptsächl. beschäftigte er sich mit Dezimalbrüchen, wobei er imstande war, einen abstrakten Gegenstand log. zu erklären. Aufgabenbücher für Geometrie, Stereometrie und Mechanik komplettieren sein Werk. Auch fertigte er Behelfe für den Physik- und Chemieunterricht, Kartonagegegenstände und ein Zauberperspektiv an. Bekannt wurde S. zudem als Kritiker verschiedenster mathemat., v. a. arithmet. Schulschriften. Er war auch ein begabter Maler, inbes. Blumenmaler, der seine Werke 1836–44 auf den Jahres-Ausst. der ABK bei St. Anna ausstellte.

W. (auch s. u. Keßler): Beitrr. in Der Wanderer, Österr. Bll. für Literatur und Kunst; etc.
L.: Czeike (s. u. S.gasse); Fuchs, 19. Jh.; Wurzbach; S. Rieppl, in: Österr. pädagog. Wochenbl. 11, 1852, S. 77f.; E. Keßler, J. S. als Lehrer und Reformator des Rechenunterrichts in Österr.-Ungarn, 1910 (m. B. u. W.); WStLA, Wien.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 386
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