Streitmann Karl, Sänger und Schauspieler. Geb. Wien, 8. 5. 1853; gest. ebd., 29. 10. 1937; mos. Sohn eines Bankiers, Neffe von Rosa Csillag, Bruder von Rosa S. (beide s. d.), ab 1904 verheiratet mit L(o)uise S. (s. u.). – S. stud. 1865–70 (mit Unterbrechung) Klavier am KdM, absolv. das Akadem. Gymn. und soll zunächst ein Med.stud. begonnen haben (nicht belegt). Er wandte sich jedoch bald dem Theater zu, nahm Unterricht bei Lewinsky (s. d.) und debüt. um 1875 in Preßburg. Nach Stationen am Berliner Nationaltheater, in Bromberg (Bydgoszcz), Thorn (Toruń) und am Hoftheater in Sigmaringen kam S. auf Vermittlung A. Strakoschs (s. d.) an das Wr. Stadttheater. Zur selben Zeit trat er unter F. v. Jauner (s. d.) in kleineren Gesangs- und Sprechrollen auch am Carltheater auf. 1882 setzte er seine Karriere als Operettentenor am Prager Landestheater fort, wo er als Spinola in Johann Strauß’ „Lustigem Krieg“ debüt., i. d. F. große Operettenpartien übernahm und daneben in Opern, etwa als Don José in „Carmen“, als Tamino in „Die Zauberflöte“ und als Manrico in „Der Troubadour“, erfolgreich war. Wieder in Wien, sang S. 1885 in der Urauff. von Johann Strauß’ „Zigeunerbaron“ am Theater an der Wien die Rolle des Barinkay, die zu seiner Glanzpartie wurde und die er über tausendmal verkörperte. Auch an zahlreichen weiteren (Ur-)Auff. von Werken der goldenen und später silbernen Operettenära wirkte S. mit, so etwa in der von Franz v. Suppé eigens für ihn geschriebenen Operette „Jagd nach dem Glück“ (Urauff. Carltheater, 1888). Im selben Jahr gastierte S. an der Berliner Hofoper als Lyonel in Friedrich v. Flotows „Martha“ und unternahm 1889 eine große Amerika-Tournee, wobei v. a. „Der Zigeunerbaron“ äußerst erfolgreich war. 1892–1900 trat S. wieder am Theater an der Wien auf, u. a. in der Urauff. der Strauß-Operette „Jabuka“ (1894). 1900 sang er an der Berliner Kroll-Oper die Rolle des Eisenstein in der „Fledermaus“, war 1901/02 Mitgl. des Friedrich Wilhelmstädt. Theaters in Berlin und kehrte dann nach Wien zurück, wo er neuerl. dem Ensemble des Carltheaters (1902–05) und dem des Theaters an der Wien (1906–10) angehörte. Gastspiele führten ihn u. a. nach Amsterdam (1907–08), Stuttgart (1910) und Prag (1915). Mit zunehmendem Alter zog sich S. von der Bühne zurück und widmete sich pädagog. Arbeiten; 1926 Prof. h. c. Von S. existieren zahlreiche Schallplattenaufnahmen. Seine Frau, die Sängerin und Schauspielerin L(o)uise (Aloisia), geb. Übermasser (geb. Wien, 30. 3. 1862; gest. ebd., 9. 2. 1939), trat schon in Kinderrollen am Strampfertheater und am Theater an der Wien auf. Sie war 1879–82 am Carltheater, 1882–85 am Prager Dt. Landestheater, 1885/86 am Theater an der Wien und ab 1890 am Theater in der Josefstadt engag. 1892 leitete sie kurze Zeit das Berliner Alexander-Theater, spielte dann neuerl. am Theater in der Josefstadt und zog sich anschließend von der Bühne zurück. Sie war in 2. Ehe mit dem Sänger und Theaterdir. Gustav Charlé (geb. Wien, 28. 2. 1871; gest. nach 1921) verheiratet.