Strele, Georg (1861–1950), Forstwissenschaftler

Strele Georg, Forstwissenschaftler. Geb. Meran, Tirol (Merano/Meran, Italien), 15. 2. 1861; gest. Innsbruck (Tirol), 19. 3. 1950. Sohn eines Kreisgerichtsadjunkten, Vater der Malerin Martha S. (geb. Brixen, Tirol / Bressanone, Italien, 11. 3. 1889; gest. Innsbruck, 18. 4. 1984). – S. besuchte bis 1878 die Realschule in Innsbruck und stud. 1878–81 Forstwirtschaft an der BOKU in Wien. 1881 trat er als Volontär bei der Forst- und Domänendion. Innsbruck in den Staatsdienst ein und verbrachte erste Praxisjahre in Telfs und Thiersee. 1884 der neugegr. Abt. für Wildbachverbauung, Sektion Villach, zugeteilt, war S. bereits mit 24 Jahren selbständiger Bauleiter. Vom Amtssitz Brixen aus projektierte und leitete er die Verbauung einiger Wildbäche bei Cavalese und Zell am See. 1894 in die Sektion OÖ und Stmk. versetzt, leitete er u. a. die Verbauungen des Langbathbachs bei Ebensee, des Mühlbachs bei Hallstatt, der Rutschungen am Gahberg bei Weyregg am Attersee und größere Verbauungen bei Admont. 1904 übernahm er die Leitung der Sektion Tirol, Südtirol und Vbg. Hier entwickelte S. eine rege Bautätigkeit, wobei insbes. die 1924–28 errichtete Fischbachsperre bei Längenfeld im Ötztal auch international Beachtung fand. Die Arbeitsfelder in dieser Sektion lagen vorwiegend im Hochgebirge, was bautechn. und körperl. eine bes. Herausforderung darstellte. In zahlreichen Publ. wies S. auf die Bedeutung einer geordneten Forstwirtschaft in den Einzugsgebieten der Wildbäche hin. Wald und Wasser betrachtete er als forsttechn.-forstl. Problem, eine bis dahin in Fachkreisen erst wenig verbreitete Sichtweise. Mit seinem Einsatz für die Erhaltung techn. Kulturdenkmäler wie Brücken, Schmieden, Mühlen etc. leistete S. auch auf kulturellem Gebiet Pionierarbeit. 1923 i. R. Neben zahlreichen anderen Publ. veröff. er das Lehrbuch „Grundriß der Wildbachverbauung“, 1934 (2. Aufl., „Grundriß der Wildbach- und Lawinenverbauung“, 1950), das weite Verbreitung fand. S. wurde vielfach geehrt: 1904 Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone, 1908 Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1931 Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österr., 1945 Dr. h. c. der BOKU etc.

Weitere W.: s. u. Attlmayr. – Nachlaß: BOKU, Wien; Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck, Tirol.
L.: Wr. Allg. Forst- und Jagd-Ztg., 20. 2. 1931; Allg. Forst- und Holzwirtschaftsztg. 1950, S. 106; Allg. Forstztg. 61, 1950, S. 106; Schweizer. Bauztg. 68, 1950, S. 301; Renner, Nachlässe; Österreichs Forst- und Holzwirtschaft 5, 1949, S. 146f.; Oesterr. Wasserwirtschaft 2, 1950, S. 100f.; Internationaler Holzmarkt Telegraf 3, 1950, Nr. 10, S. 3f.; Inst. für Wildbach- und Lawinenverbauung, 1950, S. 1874; Zentralbl. für die gesamte Forst- und Holzwirtschaft 71, 1952, S. 160ff. (m. B.); E. Attlmayr, in: Beitrr. zur Technikgeschichte Tirols 1, 1969, H. 1, S. 50ff. (m. B. u. W.); Neues aus Alt-Villach 12, 1975, S. 110; 100 Jahre Wildbachverbauung in Österr. 1884–1984, 1984, S. 184 (m. B.); H. Killian, Der Kampf gegen Wildbäche und Lawinen … 3–4, 1990, passim; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lex., neubearb. Aufl. 2005 (auch für Martha S.); Materialiensmlg. Herbert Killian, Wien.
(H. Killian)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 397f.
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