Stritt, Marie; geb. Bacon (1855–1928), Frauenrechtlerin, Politikerin und Schauspielerin

Stritt Marie, geb. Bacon, Frauenrechtlerin, Politikerin und Schauspielerin. Geb. Schäßburg, Siebenbürgen (Sighişoara, Rumänien), 18. 2. 1855; gest. Dresden, Dt. Reich (Dtld.), 16. 9. 1928. Tochter eines Rechtsanwalts und Politikers, ab 1879 verehel. mit dem Schauspieler und Opernsänger Albert S. (1847–1908). – Nach Privatunterricht sowie kurzem Schulbesuch in Schäßburg stud. S. 1874–76 in Wien an der Schauspielschule des KdM und war 1876–81 Hofschauspielerin am Großherzogl. Hoftheater in Karlsruhe. Nach der Geburt ihrer Kinder zog sie sich Anfang der 1880er Jahre von der Bühne zurück und lebte ab 1890 mit ihrer Familie in Dresden. Dort nahm S. Kontakt mit der bürgerl. Frauenbewegung auf, setzte in den 1890er Jahren Maßstäbe mit der Gründung der ersten Frauenrechtsschutzstelle in Dresden (1894) und mit der Initiierung der Frauenrechtsschutzbewegung und wurde zur treibenden Kraft im Kampf der Frauenbewegung gegen das zur Kodifizierung anstehende dt. Bürgerl. Gesetzbuch. In der Blütezeit der bürgerl. Frauenbewegung war S., die eine Grenzgängerin zwischen dem radikalen und dem gemäßigten Flügel war, 1899–1910 Vors. des Bunds Dt. Frauenver. (BDF) und hatte wesentl. Anteil an der Formulierung der Programmatik sowie der Entwicklung des BDF zu einer bedeutenden Dachorganisation. Gleichzeitig war sie 1899–1910 Hrsg. und 1910–21 Red. von dessen Z. „Centralblatt des Bundes Deutscher Frauenvereine“, das ab 1913 unter dem Titel „Die Frauenfrage. Zentralblatt des Bundes Deutscher Frauenvereine“ weitergeführt wurde, womit sie die Entwicklung der Frauenbewegung auch publizist. maßgebl. beeinflußte. 1911–19 war S. Vors. des Dt. (Reichs-)Verbands für Frauenstimmrecht, bis dieser sich nach der Erlangung des Frauenwahlrechts auflöste, und wurde eine der herausragenden Persönlichkeiten der Frauenstimmrechtsbewegung. Auf internationaler Ebene fungierte sie als langjähriges Vorstandsmitgl. des International Council of Women (1904–08) und der International Alliance of Women (1913–20). Eine überzeugte Demokratin, war S. am Ende ihres polit. Lebens Mitgl. der linksliberalen Dt. Demokrat. Partei und 1920–22 Stadträtin in Dresden.

Weitere W. (auch s. u. Schüller): Frauen-Landsturm. Flugbl. gegen den Entwurf zum BGB, 1896; Rechtsschutz für Frauen, in: Hdb. der Frauenbewegung 2, ed. H. Lange – G. Bäumer, 1901; Die Einheitlichkeit in der Frauenbewegung, 1907; etc. – Red.: Die Staatsbürgerin. MS des Dt. Reichsverbandes für Frauenstimmrecht 8, 1918/19; etc.
L.: Eisenberg, Bühne; Kosch, 3. Aufl.; Kosch, Theaterlex.; E. Schüller, M. S. ... Mit dem erstmaligen Abdruck der unvollendeten Lebenserinnerungen von M. S., 2005 (m. B., W. u. L.); Mitt. Lutz Vogel, Dresden, Dtld.
(E. Schüller)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 407f.
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