Strnad Oskar (Oscar), Architekt, Kunstgewerbler und Bühnenbildner. Geb. Wien, 26. 10. 1879; gest. Bad Aussee (Stmk.), 3. 9. 1935; mos. Sohn des aus Böhmen stammenden Samuel S. (1845–1908), der als Gutsverwalter in Raab (Győr) und später in Saalfelden (am Steinernen Meer) tätig war, ab 1906 mit der Kunstgewerblerin Mathilde Zipper (1881–1956) verehel. – S. wuchs in Ungarn, Salzburg und Wien auf und stud. nach Besuch der Realschule 1898–1903 u. a. bei K. König (s. d.) an der Wr. TH (1901: 1., 1903: 2. Staatsprüfung aus dem Hochbaufach), 1904 Dr. techn. 1904–06 absolv. er sein Praktikum in den Ateliers von Ohmann sowie F. Fellner d. J. und H. Helmer (alle s. d.) und machte sich um 1906 selbständig; bis ca. 1918 bildete er eine Arbeitsgemeinschaft mit Oskar Wlach, der 1913–18 auch Josef Frank angehörte. 1909–14 Lehrbeauftragter, 1914–35 Prof. an der Wr. Kunstgewerbeschule, verf. er zahlreiche Publ. und hielt Vorträge an volksbildner. Institutionen. 1912–14 realisierte er seine bedeutendsten Bauten, das Haus Hock und die Villa Wassermann (beide Wien 19), die sich durch einen betont asymmetr. Baukörper und eine ausgeklügelte Wegführung auszeichnen. Nach dem 1. Weltkrieg folgten – trotz zahlreicher Wettbewerbsbeteiligungen (u. a. 1921 Krematorium, Wien, 1926 Völkerbundpalast, Genf) – nur wenige Realisationen (u. a. Doppelhaus Werkbundsiedlung, Wien 13). I. d. F. war er zunehmend als Innenarchitekt tätig und fertigte neben Wohnungseinrichtungen auch Entwürfe für Gläser, Keramiken u. a. an. S., der eine führende Rolle im Österr. Werkbund (1912–33) spielte, gestaltete zahlreiche Ausst. (u. a. 1914 Werkbundausst. Köln, 1925 Kunstgewerbeausst. Paris, 1933 Triennale Mailand), bei denen er neue Maßstäbe an Transparenz und Ästhetik setzte. Daneben trat er – tw. in Zusammenarbeit mit M. Reinhardt (s. d.) und dem Dirigenten Bruno Walter – als bedeutender Bühnenbildner in Erscheinung und entwarf zahlreiche Ausstattungen für österr. Bühnen, u. a. ab 1919 für das Wr. Volkstheater, bald auch für das Burgtheater, die Wr. Staatsoper und für die Salzburger Festspiele sowie für Theater in aller Welt, später auch für den Film („Maskerade“, 1934, „Episode“, 1935). Seine experimentellen Entwürfe für Theaterbauten mit ringförmigen Bühnen gelangten hingegen nicht zur Ausführung. S., der in seinen Theorien jegl. Dogmatismus ablehnte und ein Eingehen auf den Auftraggeber forderte, gehörte zu den wichtigsten Protagonisten der „Wiener Wohnraumkultur“ der Zwischenkriegszeit. Im Laufe seiner Lehrtätigkeit prägte er eine ganze Generation österr. Architekten und Bühnenbildner (u. a. Oswald Haerdtl, Ernst Plischke, Margarete Schütte-Lihotzky, Erich Boltenstern, Otto Niedermoser). S. war Mitgl. zahlreicher Ver., u. a. ab 1903 der Ges. Österr. Architekten, ab 1907 der Wr. Bauhütte, 1908–12 des Dt. Werkbunds, und ab 1912 Gründungs- und Ausschußmitgl. des Österr. Werkbunds.