Strucker, Jakob (1761–1824), Landesverteidiger und Beamter

Strucker Jakob, Landesverteidiger und Beamter. Geb. St. Michael (St. Michael im Lungau, Sbg.), 18. 2. 1761; gest. Wien, 13. 12. 1824. S. wurden nach Beendigung eines sechsjährigen Militärdiensts im fürsterzbischöfl. sbg. Heer 1791 zum Mautschreiber im Pfleggericht Saalfelden ernannt. Nach der Niederlage des k. Heers bei Hohenlinden (1800) wurde er zum Hptm. der Schützen im Pfleggericht Saalfelden gewählt, die, unterstützt von k. Einheiten, den Raum Lofer bis Ende Dezember 1800 halten konnten. Dabei kam es zu Weihnachten 1800 in der Schlacht am Bodenbühel zu den in diesem Abschnitt blutigsten Kämpfen mit über 300 Toten, in denen es den französ. Truppen jedoch nicht gelang, die Linien der Verteidiger zu durchbrechen. 1804 erhielt S. in Anerkennung seiner Verdienste vom Tiroler Landeshptm. Paris Gf. v. Wolkenstein die große silberne Landschafts-Ehrenmedaille verliehen. Im Mai 1809 nahm er als Hptm. der 2. Saalfeldner Landwehrkomp. an der Verteidigung des Paß Lueg teil. Nach Ende der Kampfhandlungen ging S. vorerst nach Tirol, wurde im Juli 1809 Kmdt. der Pongauer Schützen, war aber an den Kämpfen in diesem Monat nicht mehr beteiligt. Während der Abwehrkämpfe am Paß Lueg im September 1809 befand sich S. in St. Johann im Pongau, wo er den Nachschub für die kämpfende Truppe organisierte. Als Konsequenz des Friedens von Schönbrunn kapitulierten die Verteidiger des Paß Lueg im Oktober 1809. S flüchtete nach Ktn. und geriet in Villach in französ. Gefangenschaft, aus der er erst Anfang 1810 entlassen wurde. Da ihm eine Rückkehr in seine alte Funktion als Mautschreiber nicht mögl. war, geriet er in wirtschaftl. Not und mußte seine Heimat verlassen. Er ließ sich vorerst in Korneuburg nieder, wo er eine Anstellung am Zollamt erhielt. 1816 kurzzeitig in Salzburg tätig, war S. zuletzt Magazineur des Hauptzollamts in Wien.

L.: Sbg. Chronik, 30. 11., 2. 12. 1895; Wurzbach; A. Ritter v. Schallhammer, Krieger. Ereignisse im Herzogthume Sbg. in den Jahren 1800, 1805 und 1809, 1853, S. 299; F. Ortner, in: Geschichte Sbg. 2/2, ed. H. Dopsch – H. Spatzenegger, 1988, s. Reg.; I. Pirker, Die Franzosenkriege im Pongau und Pinzgau, phil. Diss. Innsbruck, 1995, S. 178f.; O. Dohle, in: Sbg. Volkskultur 30, Mai 2006, S. 125ff.; Frieden-Schützen 1809–2009, ed. F. Zaisberger – F. Hörmann, 2009.
(G. Dohle – O. Dohle)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 427f.
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