Štulc, Václav; Ps. Václav Jaroslavský, Václav Kladenský, Václav Svatopluk Kladenský etc. (1814–1887), Geistlicher und Schriftsteller

Štulc Václav, Ps. Václav Jaroslavský, Václav Kladenský, Václav Svatopluk Kladenský etc., Geistlicher und Schriftsteller. Geb. Kladno, Böhmen (Tschechien), 20. 12. 1814; gest. Prag-Wyschehrad, Böhmen (Praha, Tschechien), 9. 8. 1887; röm.-kath. Sohn eines Maurers. – Nach Besuch des Akadem. Gymn. in Prag 1827–32 betrieb Š. phil. Stud. und unternahm Reisen nach Mähren und Oberungarn. Beeinflußt von der Lehre Bolzanos (s. d.), trat er 1835 in das erzbischöfl. Seminar in Prag ein; 1839 Priesterweihe. Danach wirkte er als Kaplan in Kwilitz (Kvílice), kehrte jedoch wegen seines schlechten Gesundheitszustands nach Prag zurück, wo er 1843–46 als geistl. Vorsteher im Blindeninst. und 1846–48 als Seelsorger in der Irrenanstalt in St. Katharina tätig war. Ab 1847 gab er die volksbildner. kath. Z. „Blahověst“ heraus, die 1853 eingestellt wurde, jedoch ab 1855 neuerl. erschien. 1848 war Š. Mitgl. des Nationalausschusses sowie des Ausschusses des Ver. Slovanská lípa und Mitorganisator des Prager Slawenkongresses, gründete die Z. „Občan“ und wirkte volksbildner. im Ver. Katolická jednota. Ab 1848 Katechet am Prager Altstädter Gymn., wurde er 1853 wegen der Ver.tätigkeit seiner Schüler polit. verfolgt, konnte jedoch dank der Fürsprache des Erzbischofs weiter unterrichten. 1859 hielt er sich in Krakau (Kraków) auf, 1860 wurde er Mitglied des Wyschehrader Kollegiatkapitels, 1870 dessen Propst, 1880 Konsistorialrat in Krakau sowie Leitmeritz (Litoměřice) und 1881 von Papst Leo XIII. zum Hausprälaten ernannt. 1861 gründete Š. die erste tschech. kath. und antizentralist. Z. „Pozor“. 1862 wurde er wegen öff. Ruhestörung verhaftet. Ab den 1860er Jahren entwickelte Š. eine rege Vortragstätigkeit und machte sich um das kath. Ver.- und Schulwesen verdient. Sein umfangreiches Œuvre umfaßt religiöse und patriot. Ged., volksaufklärer. Prosa sowie Übers., u. a. von Johann Gottfried Herder, v. a. aber von poln. Romantikern wie Adam Mickiewicz und Zygmunt Krasiński. Š.s katechet. und hagiograph. Veröff. in zahlreichen Z. und Ztg. richteten sich gegen die zunehmend säkularisierenden und antikath. Tendenzen in der tschech. Ges. In seinen Werken bemühte er sich um eine religiös-nationale Synthese.

W. (auch s. u. LČL; Wurzbach): Život sv. Cyrila a Metodia …, 1857; K. M. Hofbauer, životopisný nástin, 1859; Vlasť a církev čili Může-li vlastencem býti katolík?, 1870; Sebrané spisy básnické, 2 Bde., 1874–78; etc. – Nachlaß: Literární archiv PNP, Národní archiv Praha, beide Praha, Tschechien.
L.: Hlas národa, 10., 11., Čech, 12., 13. 8. 1887; LČL (m. W.); Masaryk; Otto; Rieger; Wurzbach (m. W.); Literární listy 8, 1886/87, S. 30; Světozor 21, 1886/87, S. 607; Lumír 15, 1887, S. 358; F. H. Žundálek, in: Vlasť 20, 1903/04, S. 51ff.; O. Jakoubek, ebd. 30, 1913/14, S. 939ff.; L. Quis, in: Archiv literární 2, 1922, S. 190; O. Stehlík, in: Vlasť 40, 1923/24, S. 411ff.; K. Krejčí, in: Přátelský kruh B. Němcové, 1946, S. 109ff.; M. Szyjkowski, Polská účast v českém národním obrození 3, 1946, S. 153ff.; M. Putna, Česká katolická literatura v evropském kontextu 1848–1918, 1998, s. Reg.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 62, 2010), S. 447f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>