Suppé (Suppè) Franz von, Kapellmeister und Komponist. Geb. Spalato, Dalmatien (Split, HR), 18. 4. 1819; gest. Wien, 21. 5. 1895 (Ehrengrab: Wr. Zentralfriedhof). Zweiter Sohn des aus Cremona stammenden Staatsbeamten Peter v. S. und seiner aus Wien gebürtigen Frau Katharine v. S., geb. Landovsky. – Auf seine italien. Wurzeln legte S. zeitlebens großen Wert, weshalb er sich auch Suppè schrieb und diesem Namen in früheren Jahren noch den Mädchennamen seiner Großmutter Demelli hinzufügte. Im allg. Sprachgebrauch setzte sich schließl. die von S. tolerierte Schreibweise mit accent aigu durch. S. wuchs in Zara (Zadar) auf, wo er seine erste musikal. Ausbildung bei Giovanni Cigala erhielt. Nach dem Tod des Vaters 1835 übersiedelten Mutter und Sohn zum Großvater nach Wien, wo der 16-Jährige endgültig den vom Vater intendierten Berufsweg eines Staatsbeamten abbrach und sich ausschließl. auf musikal. Stud. bei →Ignaz v. Seyfried konzentrierte, für die ihn eine bereits aus Zadar mitgebrachte Messe empfahl. Er beendete das Kompositionsstud. wiederum mit einer Messe, doch scheint Seyfried auch die Leidenschaft S.s für das Theater stimuliert zu haben. Sein erstes Engagement als Kapellmeister und Komponist erhielt S. 1840 am Theater in der Josefstadt durch →Franz Pokorny, dem auch Theater in Preßburg, Ödenburg und Baden bei Wien unterstanden. An all diesen Bühnen war S. als Kapellmeister tätig. Als Komponist einer Bühnenmusik trat er erstmals 1841 am Theater in der Josefstadt mit „Jung lustig, im Alter traurig, oder Die Folgen der Erziehung“ in Erscheinung. Bis zu seinem Rückzug als Theaterkapellmeister 1882 sollte er unzählige Bühnenkompositionen schreiben, von denen viele äußerst erfolgreich waren. Seine Leidenschaft galt aber der Oper, und hier bes. der italien., die ihn das Gerücht nähren ließ, ein Schüler Donizettis, ja sogar ein Verwandter zu sein. Nach drei z. Tl. nur in Ausschnitten aufgef. Jugendwerken gelang ihm mit der kom. Oper „Paragraph 3“ 1858 der Einzug ins Kärntnertortheater. Sein künstler. Durchbruch erfolgte jedoch 1860 in einem anderen Genre, mit der Urauff. der einaktigen kom. Operette „Das Pensionat“ im Theater an der Wien, wohin er 1845 gewechselt hatte. Nach einem Zwischenspiel im kurzlebigen Theater am Franz-Josephs-Kai 1862 ging er 1863 an das Carltheater, wo ihm die Erfolgstrias „Fatinitza“, 1876, „Boccaccio“, 1879, und „Donna Juanita“, 1880, glückte. Unter den zahlreichen bodenständigen Versuchen, das neue Genre der Operette zu kopieren, gelang das zunächst nur S., der sich nicht auf eine platte Kopie einließ, sondern die Rasanz und Frivolität des Originals mit seinem Hang zur italien. Oper und der Tradition des Wr. Volksstücks verschmolz. Dabei blieb zwar die polit. Sprengkraft des französ. Originals auf der Strecke, sie wurde aber durch die Gefühligkeit Wr. Musik, terzenseliger Italianità und Brillanz ersetzt. Die ursprüngl. Erotik und Frivolität des Genres erhielt sich in unzähligen Hosenrollen, deren Interpretinnen die ersten Diven dieser anfängl. Ausprägung der Wr. Operette wurden. Bis in S.s Erfolgstrias hinein blieb diese Tradition erhalten. S. wurde mit seinen großen Operetten eine europ. Berühmtheit und so wohlhabend, dass er mit den Tantiemen einen bis heute bestehenden stattl. Sommersitz in Gars am Kamp erwerben konnte. Die späten Werke S.s unterstreichen wieder stärker seinen Hang zur Oper, was ihrer Verbreitung im Wege stand, da die Wr. Operette inzwischen durch →Johann Strauß (Sohn) und seine musikal. Wurzeln in der Tanzmusik eine andere Entwicklung genommen hatte.