Svoboda, Václav (1813–1888), Pädagoge und Philologe

Svoboda Václav, Pädagoge und Philologe. Geb. Minitz, Böhmen (Kralupy nad Vltavou-Minice, CZ), 13. 4. 1813; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 7. 8. 1888 (begraben: Jičín, CZ). Nach Besuch des Akademischen Gymnasiums in Prag studierte S. bis 1839 Philosophie und Jus an der Universität Prag (Abschluss nicht nachweisbar). Ab 1840 unterrichtete er am Akademischen Gymnasium in Prag, 1843 wechselte er an das Gymnasium in Jičin (Jičín), 1846 an jenes in Königgrätz (Hradec Králové) und kehrte 1850 an das Akademische Gymnasium in Prag zurück. 1853 wurde er an das katholische Gymnasium nach Preßburg versetzt und 1858 zu dessen Direktor ernannt. Ab 1861 wieder in Prag tätig, übte er als Schul- und Gymnasialinspektor großen Einfluss auf die Organisation des böhmischen Mittelschulwesens aus. 1877 trat er in den Ruhestand. S. gehörte zu den Verteidigern des Sprachpurismus und setzte sich vehement für die Reinigung des Tschechischen von fremdsprachigen Elementen, insbesondere von tatsächlichen oder vermuteten Germanismen, ein. Er gilt als einer der Verfasser der Schrift „Brus jazyka českého“, die 1877 (3. Auflage 1894) von der Matice česká veröffentlicht wurde. Die darin vorgeschlagene Bereinigung der tschechischen Sprache konnte jedoch in keinem breiteren Maße durchgesetzt werden, weil den Puristen vor allem bei der Wahl der Grundsätze zur Beurteilung der Richtigkeit von Wörtern viele Irrtümer unterliefen. U. a. ignorierten sie die Tatsache, dass zahlreiche Ausdrücke, die unter dem Einfluss der deutschen Sprache entstanden waren, bereits so stark verankert waren, dass ihre Beseitigung praktisch ausgeschlossen war. S. stellte in seinen Abhandlungen, in denen er sich mit Lehnnamen und Lehnwörtern befasste, die unhaltbare These auf, man solle im Tschechischen die Rechtsschreibung der Lehnwörter nach der Ausgangssprache einführen, die jedoch vielfach auf Ablehnung stieß. Seine sprachwissenschaftlichen Werke, die eine historische Entwicklung illustrieren, sind heute kaum noch bekannt.

Weitere W.: Slovosklad (syntaxis) latinského jazyka, 1853; Skloňování cizích jmen v češtině, 1887.
L.: Otto; A. Krecar, in: Výroční zpráva c. k. státního vyššího gymnasia v Slaném, 1895–96, S. 3ff.; M. Navrátil, Almanach československých právníků, 1930; J. Benýšková – F. Vích, Literární Hradec Králové, 1994, S. 141; O. Špecinger, in: Mělnicko, 1998, Nr. 15, S. 3; M. Jelínek, in: Deutsch-tschechische Sprachbeziehungen, ed. K. Trost, 2000, S. 9ff.; ders., in: Kapitoly z dějin české jazykové bohemistiky, ed. J. Pleskalová u. a., 2007, S. 545ff.; UA, Praha, CZ.
(M. Makariusová)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)