Széchényi von Sárvár und Felsővidék, Béla Gf. (1837–1918), Forschungsreisender und Geograph

Széchényi von Sárvár und Felsővidék Béla Gf., Forschungsreisender und Geograph. Geb. Pest (Budapest, H), 3. 2. 1837; gest. ebd., 12. 12. 1918. Enkel von →Ferenc Gf. S. v. S. u. F., Sohn von →István Gf. S. v. S. u. F.; ab 1870 verheiratet mit Johanna Gfn. Erdődy de Monyorókerék et Monoszló (geb. Novi Marof, HR, 10. 4. 1846; gest. Klein Zinkendorf/Nagycenk, H, 18. 10. 1872). – S. wurde bis zu seinem 17. Lebensjahr privat im Schloss Zinkendorf und in Pest unterrichtet, die vorgeschriebenen Prüfungen legte er am Gymn. in Ödenburg (Sopron) ab. 1855–57 besuchte er zunächst in Berlin und anschließend zwei Jahre lang in Bonn rechtswiss. Vorlesungen. Danach reiste er nach England, Frankreich, in die Schweiz und nach Italien, 1858 gem. mit Gyula Gf. Károlyi von Nagykároly und Jenő Gf. Zichy nach Konstantinopel (İstanbul), Athen, Belgrad, Orsova (Orșova), Temesvár (Timișoara), Szeged und Debreczin. 1861 setzte er sich auf dem ung. LT als Mitgl. des Unterhauses für die Gleichstellung der Juden ein, 1865 war er Abg. des Wahlbez. Kismarton. 1861 reiste S. nach Schottland und im Sommer 1862 nach Amerika. Seine Eindrücke in Übersee veröff. er unter dem Titel „Amerikai utam …“, 1863. Weitere Forschungsreisen führten ihn 1865 sowie 1867–70 nach Afrika. 1874 leitete er Ausgrabungen im Bett des Neusiedlersees. Darüber hinaus kämpfte er gegen dessen Trockenlegung und übte als Sachverständiger Kritik am Plan der Raab-Regulierung. 1877–80 unternahm er mit →Lajos Lóczy, dem Linguisten Gábor Bálint und dem Off., Geographen und Astronomen Gustav Kreitner eine Forschungsreise nach Asien, wo er v. a. die Wurzeln des Ung. im tibet. Sprachraum analysierte. Für die kynolog. Fachwelt brachte S. den tibet. Hirtenhund Dokhyi nach Mitteleuropa. Die Erkenntnisse seiner Reise wurden unter dem Titel „Gróf Széchenyi Béla keletázsiai utjának tudományos eredménye 1877–1880“, 3 Bde., 1890–97 (dt. „Wissenschaftliche Ergebnisse der Reise des Grafen Béla Széchenyi in Ostasien“, 1893–99) veröff., wobei Bd. 1, der von der MTA prämiert wurde, überwiegend Reisebeobachtungen, die Bde. 2 und 3 die Auswertung des nach Ungarn gebrachten Materials an Pflanzen, Mollusken, Amphibien, Vögeln, Fossilien und Mineralien durch namhafte Wiss. enthielten. Auch die Ergebnisse von meteorolog. Beobachtungen sowie S.s Sprachstud. sind in diesen wiss. Dokumentationen aufgenommen. Weitere Publ. erschienen u. a. in den Schriften der MTA. →József Sándor Krenner benannte eine Art des burmes. Jadeitsteins nach ihm Széchenyiit. Als Präs. der 1910 in Ungarn gegr. Turan-Ges. (Turáni Társaság) setzte sich S. für den Ausbau eines orientalist. Kulturzentrums ein. 1880 wurde er Ehrenmitgl. der MTA, war Mitgl. des Magnatenhauses und ab 1900 ung. Kronhüter. 1912 Ritter des Ordens der Eisernen Krone I. Kl., 1916 Großmeister des Leopold-Ordens, 1896 Dr. phil. h. c. der Univ. Budapest, 1897 Geh. Rat.

Weitere W. (s. auch Szinnyei): Funde aus der Steinzeit im Neusiedler Seebecken …, 1876 (auch ung. und französ.); Atlas zur Reiseroute in Ost-Asien 1877–80 des Gf. B. S., 1893 (gem. m. G. v. Kreitner – L. Lóczy); etc.
L.: Pester Lloyd, 12., WZ, 13. 12. 1918 (beide A.); Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex.; Szinnyei (m. W.); Wurzbach; Az Ország Tükre 6, 1862, S. 88 (B.); G. Kreitner, Im fernen Osten …, 1881 (m. B.); F. Embacher, Lex. der Reisen und Entdeckungen, 1882; L. Lóczy, Gf. S. B. emlékezete, 1923; Porträtsmlg. des Gräfl. S.-Geschlechts von Sárvár-Felsővidék 1777–1924, ed. V. Gf. Széchényi, 1924; East Central European perceptions of early America, ed. B. K. Király – G. Barany, 1977, S. 73ff.
(K. Fülep)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 128f.
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