Széchényi von Sárvár und Felsővidék, Ferenc Gf. (1754–1820), Mäzen

Széchényi von Sárvár und Felsővidék Ferenc Gf., Mäzen. Geb. Széplak (Fertőszéplak, H), 28. 4. 1754; gest. Wien, 13. 12. 1820. Sohn von Zsigmond Gf. S. v. S. u. F. (gest. 1769), Vater von →István Gf. S. v. S. u. F., Großvater von →Imre Gf. S. v. S. u. F. und →Pál Gf. S. v. S. u. F. d. J.; ab 1777 verheiratet mit Juliana Gfn. S. v. S. u. F., geb. Gfn. Festetics v. Tolna (geb. 30. 10. 1753; gest. Wien, 20. 1. 1824), der Witwe seines Bruders József Gf. S. v. S. u. F. (1751–1774), die das von ihm gegr. Ung. Nationalmus. durch eigene Schenkungen unterstützte. – S. trat nach dem Tod seines Vaters gem. mit seinem älteren Bruder das Familienerbe an; nach dessen Tod Alleinerbe. Bis 1771 besuchte er das Jesuitengymn. in Tyrnau (Trnava), 1772–74 die Theresian. Akad. in Wien. 1776–83 war er Beisitzer bzw. Richter der Septemviraltafel zu Güns (Kőszeg). Während dieser Zeit schloss er sich der Freimaurerbewegung an (Mitgl. der Loge „Zum Goldenen Rad“). 1783 wurde S. Stellv. des Banus von Kroatien-Slawonien; außerdem war er kgl. Koär. des Stuhlbez. Fünfkirchen. Nachdem er sich 1785 gegen die Überführung der Stephanskrone nach Wien ausgesprochen hatte, fiel S. beim K. in Ungnade, legte im folgenden Jahr seine Ämter nieder und zog sich aus dem öff. Leben zurück. 1787–88 bereiste er Böhmen, Dtld. sowie die Niederlande und England und besuchte dort Univ., Bibl., Mus. und Gemäldegalerien. Nach seiner Heimkehr knüpfte er Kontakte zu Vertretern der ung. Literatur und Wiss. und veranstaltete 1790 eine „Literarische Konferenz“ in Pest (Budapest), die die Gründung einer literar. Ges. bzw. einer Akad. zum Ziel hatte; diese Pläne konnten allerdings nicht umgesetzt werden. 1790–91 nahm er am RT teil und reiste nach dessen Abschluss nach Neapel, um im Auftrag der Stände dem Kg. eine Gedenkmedaille zu überbringen. Während dieser Reise besuchte er erneut Bibl. und Mus. sowie die Akad. in Rom und Florenz. Ab 1794 begann S. Ungarn betreffende Druckwerke und Mss. zu sammeln. 1799 und 1800 veröff. er Kat. der gesammelten Druckwerke sowie 1803–07 vier Supplementbde. und einen Indexbd. 1802 richtete er ein Gesuch an K. →Franz II. (I.), in dem er diese sowie seine sonstigen Smlgg. (Porträts, Kupferstiche, Karten, Münzen und Antiquitäten) der ung. Nation als Geschenk anbot. Nach Annahme desselben wurden die Smlgg. von Schloss Zinkendorf (Nagycenk) nach Pest verlegt und 1807 als Ung. Nationalbibl. (seit 1949 Országos S. Könyvtár) und Ung. Nationalmus. vom Staat übernommen. Beide Einrichtungen finanzierte S. bis zu seinem Tod selbst und schenkte dem Nationalmus. 1819 seine Bibl. in Ödenburg (Sopron). Gegen Ende des 18. Jh. war S. wieder polit. aktiv: 1798 wurde er Obergespan des Kom. Somogy und kgl. Koär. der Drau-Donau-Regulierung, ein Jahr später kgl. Oberstkämmerer und 1800 Stellv. des Obersten Landrichters. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er zurückgezogen in Zinkendorf und Wien, wo er sich der kath. Erneuerungsbewegung um →Klemens Maria Hofbauer anschloss. S., der mehreren wiss. Ges. angehörte, wurde 1808 mit dem Orden vom Goldenen Vlies ausgez.

L.: Biograph. Lex. Südosteuropas; Wurzbach; V. Fraknói, Gróf S. F., 1902 (Neuausg. 2002); F. Kollányi, A Magyar Nemzeti Múz. S. országos könyvtára 1, 1905, s. Reg. (m. B.); L. Bártfai Szabó, A sárvár-felsővidéki S. család története 2, 1913; K. Gillemot, Gróf S. F. és bécsi köre, 1933; J. Berlász, Az Országos S. Könyvtár története 1802–67, 1981, s. Reg.; A. Miskolczy, in: Levéltári Közlemények 77, 2006, Nr. 2, S. 13ff.; WStLA, Wien; Mitt. Katalin Fülep, Budapest, H.
(I. Soós)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 129f.
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