Széchényi von Sárvár und Felsővidék Pál Gf. d. J., Politiker. Geb. Gyöngyösapáti (Gencsapáti, H), 6. 11. 1838; gest. Budapest (H), 28. 10. 1901; röm.-kath. Enkel von →Ferencz S. v. S. u. F., Sohn des Off. Pál Gf. S. v. S. u. F. d. Ä. und von Emilia Gfn. S. v. S. u. F., geb. Gfn. Zichy-Ferraris, Neffe von →István Gf. S. v. S. u. F.; 1861 Heirat mit Erzsébet Gfn. S. v. S. u. F., geb. Gfn. Andrássy. – S. besuchte das kath. Gymn. in Tyrnau (Trnava) und das erzbischöfl. Priesterseminar in Gran (Esztergom) sowie 1857/58 als Hospitant die bayr. Landwirtschaftl. Zentralschule Weihenstephan. 1861–63 war er Hon.-Konz. der Ung. Hofkanzlei in Wien. I. d. F. beschäftigte er sich auf seinem Gut Lábod intensiv mit theoret. und prakt. Fragen der Agrarproduktion und veröff. dazu einige Artikel; 1874 organisierte er einen örtl. Landwirtschaftsver. in Nagyatád, der Vorbildcharakter für weitere Gründungen hatte. Ab 1875 war er zunächst konservativer, ab 1882 liberaler Abg. zum ung. RT. 1876 wurde er zum Vizepräs. des Ung. Landes-Wirtschaftsver. gewählt. In dieser Funktion, die er bis 1882 innehatte, bemühte er sich v. a. um den Ausbau einer effizienten agrar. Interessensvertretung. S. gehörte zu den Organisatoren des 2. ung. Landwirtschaftskongresses, der 1879 in Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) über Maßnahmen zur Behebung der ab der Mitte der 1870er-Jahre bestehenden Krise der ung. Getreideproduktion beriet; dort auch Mitgl. des Exekutivkomitees. Außerdem war er Mitgl. des dreiköpfigen Aufsichtsausschusses der 1880 gegr. volkswirtschaftl. Ztg. „Magyar Föld“, für die er mehrere Leitartikel schrieb. 1881 wurde er Vizepräs. des im Rahmen des Landes-Wirtschaftsver. gegr. Landwirteklubs. Im folgenden Jahr berief Ministerpräs. Kálmán Tisza S. in seine Regierung, wo er bis 1889 Minister für Ackerbau, Gewerbe und Handel war. Mit der Annahme dieses Amts rückte er vom Programm der Agrarier ab, die u. a. ein selbstständiges Landwirtschaftsmin. forderten. In seiner Amtszeit wurden Gesetze über Wasserrecht, Veterinärwesen, Fischerei und die Regulierung der Theiß verabschiedet. Weiters setzte er organisator. Maßnahmen zur Förderung neuer landwirtschaftl. Produktionszweige und suchte die dafür nötigen Budgetmittel aufzutreiben. Insgesamt stärkte S. die wirtschaftl. Rolle des Staats im Agrarbereich, ohne die ökonom. und sozialen Vorstellungen der Agrarier, wie z. B. das von diesen geforderte „Feldpolizeigesetz“ zur Regulierung der rechtl. Rahmenbedingungen der Agrarproduktion oder die Gründung von Kreditgenossenschaften, zu verwirklichen. Nach Vorwürfen der Wahlmanipulation legte er 1889 sein Parlamentsmandat nieder und zog sich aus der Politik zurück. Ab 1895 war er Präs. der neu gegr. Ung. Fluss- und Seeschiffahrts AG; Dion.mitgl. der Ung. Hypothekarbank.