Szende von Keresztes, Béla; bis 1839 Frummer (1823–1882), Politiker, Beamter und Offizier

Szende von Keresztes Béla, bis 1839 Frummer, Politiker, Beamter und Offizier. Geb. Lugosch, Ungarn (Lugoj, RO), 4. 4. 1823; gest. Gavosdia, Ungarn (Gavojdia, RO), 18. 8. 1882; röm.-kath. Sohn des Oblt. und Gutsbesitzers Zsigmond S. v. K. und von Fanni S. v. K., geb. Liszka; verheiratet mit Anna Beé. – S. besuchte das Piaristengymn. in Szegedin (Szeged) und stud. an der Rechtsakad. Kaschau. Nach der Ablegung der Advokatenprüfung in Pest (Budapest) wurde er 1843 Vizenotar des Kom. Krassó, wo er 1845 zum Vizefiskal und 1848 zum Oberfiskal aufstieg. Nach Ausbruch der Revolution 1848 trat S. als Lt. der Komp. von Orawitza der Nationalgarde bei. Im Oktober desselben Jahres wurde er in die Honvéd-Armee übernommen; Dezember 1848 Oblt., 1849 Hptm. 1849 nahm er an den Schlachten bei Kápolna, Tarcal, Isaszeg und Nagysarló teil und zeichnete sich bes. bei der Erstürmung von Ofen (Budapest) aus. Nach der Niederschlagung der Revolution zog sich S. auf sein Gut in Gavosdia zurück und war bis 1860 als Advokat tätig. 1860–61 und 1865–67 wirkte er als Vizegespan des Kom. Krassó sowie 1867–68 als Obergespan des Kom. Arad. 1869 wurde er als Min.rat in das noch im Aufbau befindl. Honvéd-Min. berufen, das er von Mai bis November 1870 als rangältester Beamter interimist. leitete. Im selben Jahr wurde er zum Mjr., 1876 zum Obstlt. und 1878 zum Obst. befördert. Ab 1870 war er RT-Abg. der Deákpartei. 1872 wurde S. zum ersten wirkl. Minister für Landesverteidigung ernannt. In dieser Funktion hatte er maßgebl. Anteil am Aufbau und an der Organisation der ung. Landwehr. Mit der Errichtung der Ludovika-Akad. in Budapest 1872 und der Zentralkav.schule in Jászberény 1873 konnte er das Niveau der Off.ausbildung heben. Auch das San.wesen und die Militärgerichtsbarkeit baute er systemat. aus. Die knappen Budgetmittel konzentrierte er auf die Entwicklung der Inf. und Kav. und ließ 1875 die kostspieligen Mitrailleuse-Div. auf. Mit der Auflösung der Militärgrenze 1881 gliederte er vier Baon. der Honvéd-Armee und sechs weitere den kroat.-slawon. Domobran-Truppen ein. Mit den Gesetzen über die Einquartierung und den Kasernenbau von 1879 wurde die Unterbringung der Soldaten verbessert. S.s militärpolit. Bestreben war auf die Festigung der Honvéd ausgerichtet; dafür suchte er auch die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen. 1870 erhielt er das Kleinkreuz des St. Stephans-Ordens.

L.: Habsburgermonarchie 5, s. Reg.; Vasárnapi Ujság 19, 1872, S. 645f. (m. B.); A magyar királyi honvédség története 1868–1918, red. I. Berkó u. a., 1928, S. 39f.; G. Bona, Kossuth L. kapitányai, 1988; T. Ács, Honvédelmi miniszterek 1848–1994, 1994, S. 37ff.; T. Balla, A magyar királyi honvéd lovasság 1868–1914, 2000, S. 30, 33, 123.
(I. Ress)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 142
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