Szeptycki (Šeptyc’kyj) von und zu Szeptyce, Stanisław (Stanislaus) Gf. (1867–1950), Offizier

Szeptycki (Šeptyc’kyj) von und zu Szeptyce Stanisław (Stanislaus) Gf., Offizier. Geb. Przyłbice, Galizien (Prybyči, UA), 3. 11. 1867; gest. Korczyna (PL), 9. 10. 1950. Sohn des galiz. Großgrundbesitzers, LT-Abg. und HH-Mitgl. sowie Geh. Rats Jan Kanty (Johann Cantius) Gf. S. v. u. z. S. und von Zofia (Sofia) Gfn. S. v. u. z. S., geb. Gfn. Fredro, der Tochter des Schriftstellers →Aleksander Gf. Fredro, Bruder von → Andrej (Andreas) Gf. S. v. u. z. S. und Klymentij (Kazimir/Kazimierz/Kazymyr) S. v. u. z. S. – S. besuchte die Techn. Militärakad. in Wien und wurde 1888 als Lt. ausgemustert. 1892 Oblt., unterrichtete er in der Brig.-Equitation in Przemyśl und besuchte 1894–96 die Kriegsschule in Wien. Ab 1896 Gen.stabsoff. in Kaschau (Košice), war er ab 1898 als Hptm. 2. Kl. Batteriekmdt. in Großwardein (Oradea). 1904 nach Krakau (Kraków) versetzt, fungierte er 1904–05 als Kriegsattaché bei der russ. Armee in Ostasien. 1905 nach Wien zurückgekehrt, war er u. a. im Evidenzbüro des Gen.stabs beschäftigt und wurde 1907 Mjr. und Gen.stabschef der Kav.-Truppendiv. in Wien. S. wurde 1911 zum Obstlt. befördert und 1912 als Militärattaché nach Rom entsandt; 1914 Obst. Bei Kriegsausbruch 1914 war er Gen.stabschef des Platzkmdt. von Lemberg (L’viv) und fungierte 1914–15 als Gen.stabschef des 2. Korps. 1916 übernahm S., der als loyaler Off. poln. Nationalität in diversen Funktionen bis zum Oktobermanifest K. →Karls in der Armee tätig war, das Kmdo. über das poln. Hilfskorps und wurde außertourl. zum GM befördert. 1917–18 amtierte er als Militär-Gen.gouverneur von Lublin, wo er die Verwaltung polonisierte und kriegswirtschaftl. Vergünstigungen für das Gouvernement erreichen konnte. 1918 befehligte er die 85. Schützenbrig., ehe er Anfang Dezember kurzfristig als Chef des Gen.stabs in die neu gegr. poln. Armee eintrat. 1919–20 kommandierte er die poln. Truppen an der litau.-weißruss. Front. Bei der Schlacht um Warschau gegen die russ.-bolschewist. Streitkräfte, auch „Wunder an der Weichsel“ genannt, spielte S. als Kmdt. der Nord-Ost-Front im August 1920 eine wichtige Rolle. S. war von November 1918 bis Mitte Jänner 1919 sowie von Juni bis November 1923 Kriegsminister, danach wieder Inspekteur der poln. Armee, quittierte jedoch 1926 nach Zerwürfnissen mit Marschall Jozsef Piłsudski den Dienst. 1945–50 fungierte er als Präs. des poln. Roten Kreuzes. 1914 wurde er mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. und 1918 mit dem Leopold-Orden ausgez.

L.: PSB; R. Mitzka, in: H. Kerchnawe u. a., Die Militärverwaltung in den von den österr.-ung. Truppen besetzten Gebieten, 1928, S. 36; A. Hausner, Die Polenpolitik der Mittelmächte und die österr.-ung. Militärverwaltung in Polen während des Weltkriegs, 1935; Österr.-Ungarns letzter Krieg 1914–18, Reg.bd., 1938; W. Conze, Poln. Nation und dt. Politik im 1. Weltkrieg, 1958; Osteuropa-Hdb., ed. W. Markert, 1959; W.-D. Bihl, in: Jb. für Geschichte Osteuropas, 1966, S. 362ff.; J. F. C. Fuller, in: Die Entscheidungsschlachten der westl. Welt, 2004, S. 437ff.; Th. Ritter v. Zeynek, ed. P. Broucek, 2009, s. Reg. (m. B.); KA, Wien.
(W.-D. Bihl – P. Broucek – Ch. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 151
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