Szigligeti Ede (Edvárd), bis 1834 József Szathmáry, Schriftsteller, Übersetzer, Schauspieler und Regisseur. Geb. Várad-Olaszi, Ungarn (Oradea-Olosig, RO), 8. 3. 1814; gest. Budapest (H), 19. 1. 1878; röm.-kath. Nach der Schulausbildung in Großwardein (Oradea) und Temeswar (Timișoara) arbeitete S. ab 1832 als Ing.-Praktikant bei der Regulierung der Körös. 1834 begann er ein Stud. der Ing.wiss. in Pest (Budapest), brach jedoch ab und trat noch im selben Jahr dem Schauspielensemble von Gábor Döbrentei (→Gabriel Döbrentei) am Burgtheater (Budai Várszínház) in Ofen (Budapest) bei, wo er als Schauspieler, Chorist, Tänzer und Inspizient tätig war sowie seine ersten Theaterstücke verf. 1837 erhielt S. am Ung. Nationaltheater (Magyar Nemzeti Színház) in Pest ein Engagement als Schauspieler (1837–54) und Bibliothekar (1837–40) und widmete sich schließl. der Regie (1854–73) sowie der Dramaturgie (1868–73). Ab 1865 war er Prof. und 1870–73 Dir. der Pester Schauspielschule. 1873 übernahm er die Leitung des Nationaltheaters. Er förderte zahlreiche später bekannte Schauspieler und initiierte u. a. die ersten Gogol- und Daudet-Auff. in Ungarn. S. verf. über hundert Theaterstücke und zahlreiche Libretti, schrieb Schauspielerporträts („Magyar színészek életrajzai“, 1878, 2. Aufl. 1907) und übers. u. a. Goethes „Egmont“ (1871) und „Faust“ sowie Shakespeares „Richard III.“ (1867) ins Ung. Sein dramaturg. Lehrbuch „A dráma és válfajai“ (1874) trug wesentl. zur Entfaltung der Schauspielkunst in Ungarn bei. Als Dramatiker rezipierte S. die progressiven Bestrebungen der französ. und Wr. Bühnen und adaptierte diese meisterhaft für das ung. Publikum. Sowohl seine Lustspiele („Rózsa“, 1840; „Liliomfi“, 1849; „Fenn az ernyő, nincsen kas“, 1858, 7. Aufl. 1914), seine als Parabel auf die Revolution 1848 bzw. auf die Zeit nach dem Ausgleich 1867 angelegten hist. Dramen („II. Rákóczi Ferenc fogsága“, 1848; „A trónkereső“, 1868, 5. Aufl. 1916, dt. „Der Prätendent“, 1881; „Struensee“, 1871) als auch seine unter dem Einfluss des Wr. Volksstücks und des französ. Melodramas entstandenen Volksstücke „Szökött katona“ (1843) und „Cigány“ (1853), mit denen er die Grundlage für diese Gattung in Ungarn legte, entsprachen dem Geschmack des zeitgenöss. Publikums. Ledigl. seine bürgerl. Dramen („A lelenc“, 1863; „A fény árnyai“, 1865) und die Stücke „A strike“ (1871) sowie „Az amerikai“ (1872), in denen wichtige soziale Themen der Zeit wie die Arbeiterbewegung und Migration aufgegriffen werden, stießen auf Unverständnis. S. war einer der einflussreichsten Dramatiker des 19. Jh. in Ungarn, seine Stücke wurden in zahlreiche Sprachen übers. und verfilmt („Szökött katona“, 1914; „Liliomfi“, 1916, 1954; „Cigány“, 1925, 1941) und gehören auch heute noch zum Standardrepertoire der ung. Bühnen. Eine Gesamtausg. seiner Werke liegt allerdings bislang nicht vor. Das ung. Theater in Großwardein (Nagyváradi Szigligeti Színház) sowie das Theater in Szolnok (Szigligeti Színház) sind nach ihm benannt. S. war ab 1840 k. M. der MTA, ab 1845 Mitgl. der Kisfaludy-Ges.