Szika, Jani (Johann, János, Jan) (1844–1916), Sänger und Schauspieler

Szika Jani (Johann, János, Jan), Sänger und Schauspieler. Geb. Pest (Budapest, H), 7. 2. 1844; gest. Wien, 19. 10. 1916. Vater von Leopoldine S., verheiratete Wertheimer (geb. Wien, 3. 3. 1868; gest. 1951; röm.-kath.), die als Schauspielerin u. a. in Hamburg und Berlin tätig war. – S. begann zunächst ein Med.stud., schlug dann die Bühnenlaufbahn ein und debüt. 1862 (nach anderen Quellen 1864) am Dt. Theater in Pest als Falkentoni in „Der Goldbauer“ von Charlotte Birch-Pfeiffer. Seine Stimme ließ er bei Carl Maria Wolf in Wien ausbilden. Auf Empfehlung von →Josefine Gallmeyer lud ihn →Friedrich Strampfer zu einem Gastspiel an das Theater an der Wien, wo S. als Joseph in →Salomon Hermann v. Mosenthals „Deborah“ debüt. und 1866 engag. wurde. Mit der ihm probeweise übertragenen Tenorpartie des Fritz in Offenbachs „Die Großherzogin von Gerolstein“ hatte er solchen Erfolg, dass er sich der Operette zuwandte. Als Partner von Josefine Gallmeyer, →Marie Geistinger, →Alexander Girardi, →Felix Schweighofer und →Albin Swoboda d. Ä. zählte er während der „goldenen Zeit“ der Wr. Operette zu den prominentesten Mitgl. des Theaters an der Wien und wirkte u. a. an mehreren Strauß-Urauff. mit, so in der Rolle des Ali Baba in „Indigo“ (1871), als Benvenuto Rafaeli in „Karneval in Rom“ (1873), als Gf. Fodor in „Cagliostro in Wien“ (1875), insbes. aber als erster Eisenstein in der Urbesetzung der „Fledermaus“ (1874). In der Urauff. von Millöckers Operette „Das verwunschene Schloß“ 1878 spielte er ebenfalls mit. Als Schauspieler trat S. in Volksstücken und Possen auf, darunter in den Urauff. von →Ludwig Anzengrubers „Der Pfarrer von Kirchfeld“ (1870), „Der Meineidbauer“ (1871), „Die Kreuzelschreiber“ (1872) und „Der G’wissenswurm“ (1874). 1880 wechselte er an das Friedrich-Wilhelmstädt. Theater nach Berlin, wo er u. a. als Caramello in der Urauff. von Strauß’ „Eine Nacht in Venedig“ und in der für den Durchbruch des Stückes wichtigen Inszenierung von Millöckers „Bettelstudent“, jeweils unter der Leitung der Komponisten, spielte (beides 1883). Mit dem allmähl. Niedergang der Operette verlegte sich S. wieder auf das Schauspiel. Auf Stationen an verschiedenen Berliner Bühnen folgte 1890 ein Engagement in Frankfurt am Main, wo er bis 1912 v. a. humorist. Väter und ältere Ehemänner verkörperte. Zuletzt lebte S. in Wien.

Weitere Rollen: Falstaff (W. Shakespeare, Die lustigen Weiber von Windsor); Patriarch (G. E. Lessing, Nathan der Weise); Pater (F. v. Schiller, Die Räuber); etc.
L.: Illustrirtes Wr. Extrabl., 7. 10. 1874 (m. B.); NWT, 5. 2. 1914; NFP, 20., 22. 10. 1916 (m. Parte); Die Fackel, s. Reg.; Eisenberg, Bühne; Kosch, Theater-Lex.; Kutsch–Riemens, 4. Aufl. 2003; Nagl–Zeidler–Castle 3–4, s. Reg.; oeml; Ulrich; Bühne und Welt 3, 1901, 1. Halbjahr, S. 137 (B.), 143; Neuer Theater-Almanach 16, 1905, S. 149; O. Keller, Die Operette in ihrer geschichtl. Entwicklung, 1926, s. Reg. (m. B.); F. Hadamowsky – H. Otte, Die Wr. Operette, 1947, s. Reg.; R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen, 1951, S. 435; A. Bauer, 150 Jahre Theater an der Wien, 1952, s. Reg.; W. Binal, Dt.sprachiges Theater in Budapest, 1972, s. Reg.; A. Schnitzler, Tagebuch 1931, 2000, s. Reg. (auch für Leopoldine S.); WStLA, Wien (für Leopoldine S.).
(E. Offenthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 154f.
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