Szilágyi von Szilágysomló und Horogszegh, Pál (Paul) (1793–1874), Schauspieler, Sänger, Schriftsteller und Übersetzer

Szilágyi von Szilágysomló und Horogszegh Pál (Paul), Schauspieler, Sänger, Schriftsteller und Übersetzer. Geb. Pest (Budapest, H), 9. 9. 1793; gest. ebd., 19. 6. 1874. Vater von Lilla S. v. S. u. H., verheiratete Bulyovszky (s. u.), Neffe des ersten ung. Theaterdir. László Kelemen. – Nach der Schulausbildung in Ofen (Budapest) entschied sich S. unter dem Einfluss seines Onkels 1806 für die Theaterlaufbahn und spielte zuerst auf Provinzbühnen, bis er 1811 an das Pester Ensemble engag. wurde. 1813–17 war er Soldat und nahm u. a. an der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) und an der Besetzung von Paris (1814) teil. Nach seiner Rückkehr trat er 1818–35 als Schauspieler und Opernsänger in Stuhlweißenburg (Székesfehérvár), Kaschau (Košice) und Klausenburg (Cluj-Napoca) auf, 1823 wirkte er gem. mit →Rosa Déry, →Ádám János Láng und →Zsigmond Szentpétery v. Sajószentpéter in der Wanderschauspieltruppe Dávid Kilényis. 1835–37 war S. Mitgl. des Ofener Burgtheaters, 1837–54 des neu gegr. Ung. Nationaltheaters in Pest, wo er 1837–38 bzw. 1843 auch als Regisseur tätig war. Hier setzte er sich erfolgreich für die Etablierung einer Pensionsanstalt für Schauspieler ein. S. avancierte als Darsteller von kom. Episodenrollen zum Publikumsliebling, als Opernsänger konnte er nur in kleineren Bass- und Baritonbuffo-Rollen auftreten, da er infolge einer Kriegsverletzung seine Stimme verloren hatte. Er übers. Dramen und Opernlibretti ins Ung. (u. a. Schikaneders „Die Waldmänner“, Schillers „Die Braut von Messina“ und Scribes „Die Stumme von Portici“). Seine Memoiren „Egy nagyapa regéi unokájának“ (Die Sagen eines Großvaters für seine Enkel; 1859–60 in der Z. „Nefelejts“ erschienen, 1975 von Mária Bódis ed. und kommentiert) sowie das von seiner Tochter 1878 hrsg. Tagebuch „Egy agg színész életéből“ (Aus dem Leben eines greisen Schauspielers) stellen trotz ihrer Anekdotenhaftigkeit eine wichtige Quelle für die ung. Theatergeschichte des 19. Jh. dar. S.s Tochter Lilla S. v. S. u. H. (geb. Klausenburg, Siebenbürgen / Cluj-Napoca, RO, 25. 5. 1833; gest. Graz, Stmk., 11. 12. 1909; beigesetzt: Fiumei úti Nemzeti Sírkert, Budapest), Frau des Juristen und Schriftstellers Gyula Bulyovszky, begann als Tänzerin und Soubrette, spielte dann in Klausenburg und am Pester Nationaltheater v. a. klass. Rollen, bevor sie 1859 zur dt. Bühne wechselte. Sie war an den Hoftheatern Gotha (hier auch Ehrenmitgl.), Dresden und München engag. und gastierte u. a. am Wr. Hofburgtheater und am Berliner Hoftheater; 1874 i. R. Zu ihren Glanzrollen zählten jene der Sappho, der Maria Stuart und der Emilia Galotti; sie verf. Novellen in ung. Sprache, Übers. und Bearb. für die dt. Bühne sowie Reiseerinnerungen („Mein Reisetagebuch“, 1858, „Norvégiából“, 1866, norweg. als „Reiseminner fra Norge 1864“, 2000). Sie stand einige Jahre in engerer Beziehung zu Kg. Ludwig II. von Bayern, der sie zu Separatvorstellungen einlud und ein Aquarell von ihr anfertigen ließ.

Rollen: Bartolo (G. Rossini, Der Barbier von Sevilla); Herr von Hasenkopf (W. Müller – J. Perinet, Das Neu-Sonntagskind); Rappelkopf (F. Raimund, Der Alpenkönig und der Menschenfeind); Salomon (A. Dumas d. Ä., Kean); Tiborc (J. Katona, Bánk bán); etc. – Weitere Publ.: Beszélykék és firkák, 1854; etc.
L. (tw. auch für Lilla S. v. S. u. H.): Das geistige Ungarn; Szinnyei; Wurzbach (s. u. Virgil S.); E. Szigligeti, Magyar színészek életrajzai, 1878, S. 129ff.; Magyar színművészeti lex. 4, 1931 (m. B.); Magyar színháztörténet, ed. Gy. Székely – F. Kerényi, 1, 1990, s. Reg.; Magyar színházművészeti lex., 1994; Új magyar irodalmi lex. 3, 2. Aufl. 2000; Új magyar életrajzi lex. 6, 2007. – Lilla S. v. S. u. H. (meist unter Bulyovszky): NFP, 16. 12. 1909; Eisenberg, Bühne; Kosch, Theater-Lex.; R. Gragger, L. v. Bulyovszky und der Münchener Dichterkreis, 1914; Magyar színművészeti lex. 1, 1929 (m. B.); W. Binal, Dt.sprachiges Theater in Budapest, 1972, s. Reg. (m. B.); L. Hüttl, Ludwig II. Kg. von Bayern, 1986, S. 306; Színészkönyvtár (m. B., nur online, Zugriff 13. 9. 2011); Stmk. LA, Graz, Stmk.
(Á. Z. Bernád)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 157f.
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