Szinnyei József d. J., Literatur- und Sprachwissenschaftler. Geb. Preßburg, Ungarn (Bratislava, SK), 26. 5. 1857; gest. Budapest (H), 14. 4. 1943. Sohn von →József S. d. Ä. und Bruder von Ferenc S. (s. u.). – Nach dem Besuch des Gymn. in Preßburg und Budapest stud. S. ab 1875 an der Univ. in Budapest finnougr. Sprachwiss. sowie ung. und dt. Literaturwiss. (1878 Dr. phil.). 1879–80 lebte er in Finnland, um seine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Nach seiner Rückkehr war er 1880–82 als Red. der Z. „Ország-Világ“ und 1881–83 als Angestellter in der Bibl. des Ung. Nationalmus. tätig. Ab 1883 Priv.Doz. an der Univ. Budapest, wurde er 1886 zum ao., 1888 zum o. Prof. für ung. Sprache und Literatur an der Univ. Klausenburg ernannt, 1893 zum o. Prof. für ural-alt. Sprachen an der Univ. Budapest. 1909–10 war S. auch Dekan der phil. Fak. und 1923–24 Rektor. 1928–43 leitete er die Bibl. der MTA. S. beschäftigte sich ursprüngl. mit Literaturwiss., später mit Phonetik und Morphol. der finnougr. Sprachen bzw. mit der ung. Sprachgeschichte. Er publ. mehrere wichtige Werke auf Ung., Finn. und Dt., u. a. das ung. Dialektwörterbuch „Magyar Tájszótár“ (2 Bde., 1893–1901, Neuaufl. 2003). Er lieferte neue Belege für die Zugehörigkeit des Ung. zu den finnougr. Sprachen (u. a. in „A magyar nyelv“, 1887, bzw. „A magyarság eredete, nyelve és honfoglaláskori műveltsége“, 1919, dt. „Die Herkunft der Ungarn, ihre Sprache und Urkultur“, 2 Bde., 1920–23) und veröff. ein finn.-ung. Wörterbuch („Finn-magyar szótár“, 1884). Ab 1896 red. er die sprachwiss. Fachz. „Nyelvtudományi Közlemények“. Bereits 1884 k. M., 1896 o. Mitgl., 1922 Mitgl. des Ausschusses der MTA. Ab 1904 Vizepräs., ab 1922 bis zu seinem Tod Präs. der Ung. sprachwiss. Ges. (Magyar Nyelvtudományi Társaság). 1927–42 Mitgl. des Oberhauses im ung. Parlament. S.s Bruder, der Literaturhistoriker Ferenc S. (geb. Budapest, 2. 4. 1875; gest. ebd., 9. 11. 1947), stud. nach dem Gymn. Phil. an der Univ. Budapest (1894–98), 1898 Dr. phil., 1899 Lehramtsprüfung. Ursprüngl. Lehrer, wurde er 1908 Doz. und 1921 ao. Prof. für ung. Literaturgeschichte des 19. Jh. an der Univ. Budapest. Gem. mit Ludwig Katona verf. S. die „Geschichte der ungarischen Literatur“ (1911, Neuaufl. 1927). 1925 bzw. 1926 erschien seine zweibändige Abh. zur ung. Novellen- und Romanliteratur bis zum Freiheitskampf, „Novella- és regényirodalmunk a szabadságharcig“, und 1929 seine Darstellung der ung. Literatur in der Frühzeit des Absolutismus, „Novella- és regényirodalmunk az abszolutizmus korának elején“. 1914 k. M. und 1928 o. Mitgl. der MTA, ab 1933 Mitgl. der Kisfaludy-Ges.