Szoboszlai Pap István (Stephan), Bischof und Politiker. Geb. Újfehértó (H), 12. 11. 1786; gest. Debreczin (Debrecen, H), 14. 8. 1855; evang. HB. Aus einer adeligen Familie stammend. – S. besuchte ab 1797 das ref. Kollegium in Debreczin, wo er später Phil., Jus und Theol. stud. und als Senior an der Spitze der autonomen Studentenschaft stand. Daneben unterrichtete er 1810–12 selbst am Kollegium und verbrachte anschließend ein Schuljahr in Käsmark (Kežmarok), um Dt. zu lernen und bei einem Advokaten zu praktizieren. 1814 wurde er zum Pfarrer einer Vorstadtgmd. von Debreczin gewählt, jedoch 1815/16 für ein zweisemestriges Auslandsstud. in Göttingen freigestellt. Danach war er Pfarrer einer innerstädt. Gmd. von Debreczin. 1820 bewarb er sich vergebl. um eine Professur an der Protestant.-theol. Lehranstalt in Wien, wo er sich als Kirchenhistoriker qualifizieren wollte. 1825–27 wirkte S. als ref. Prediger auf dem LT in Preßburg und spielte als konservativer Politiker, der vom Palatin sehr geschätzt wurde, eine beachtl. Rolle. 1832 wurde er zum Gen.notar und 1841 zum Bischof des Kirchendistrikts jenseits der Theiß gewählt. In dieser Funktion bemühte er sich behutsam, aber maßgebl. um die Erweiterung der Rechte der Protestanten. Ab 1845 kgl. Rat, initiierte er im März 1848 im LT ein neues Kirchengesetz. 1848/49 unterstützte er die Regierung →Ludwig Gf. Batthyánys und →Lajos Kossuths v. Udvard u. Kossut und wirkte bei der Entthronisierung des Hauses Habsburg in Debreczin mit, wurde aber nach der Unterwerfung Ungarns (1849) rehabilitiert. Der von S. verfolgte Konservativismus äußerte sich kirchenpolit. in der Verteidigung bzw. stufenweisen Wiederherstellung der kirchl. Autonomie, er musste allerdings eine Umgestaltung des Schulwesens im Zeichen des österr. Gesamtstaats und eine damit verbundene Modernisierung hinnehmen. An den kirchenpolit. Beratungen dieser Ära nahm er als Vertrauensmann des Min. für Kultus und Unterricht 1855 teil, erlebte aber die weitere Entwicklung, die zum kurzlebigen Ung. Protestantenpatent (1859) führte, nicht mehr.