Szombathy, Josef (1853–1943), Archäologe, Anthropologe, Höhlenforscher und Paläontologe

Szombathy Josef, Archäologe, Anthropologe, Höhlenforscher und Paläontologe. Geb. Wien, 11. 6. 1853; gest. ebd., 9. 11. 1943; röm.-kath. Sohn eines Herrenschneiders; ab 1882 verheiratet mit Sophie Salomon (gest. 3. 11. 1925), ab 1933 mit Wilhelmine Theresia Rent. – S. besuchte ab 1864 die Kommunal-Oberrealschule und stud. 1870–74 am polytechn. Inst. (ab 1872 TH) in Wien. Neben den Pflichtfächern besuchte er naturgeschichtl. Vorlesungen (Botanik, Paläontol., Mineral. und Geol. bei →Ferdinand v. Hochstetter). Nach Ableistung seines Einjährig-Freiwilligen-Jahrs 1872 suppl. S. während seines letzten Stud.jahrs 1873–74 die Fächer Mineral. und Geol. an der TH Wien, 1874 wurde er dort Ass. 1875–77 arbeitete er als Supplent für Naturgeschichte an der Wiedner Kommunal-Oberrealschule. Daneben stud. er ab 1874 Geol. bei →Eduard Sueß an der Univ. Wien, 1880–81 besuchte er paläontolog. Lehrveranstaltungen bei →Melchior Neumayr. Im Sommer 1875 unternahm er seine erste geolog. Forschungsreise mit Franz Toula auf den noch osman.-bulgar. Tl. des Balkans, 1877 begann er mit Ausgrabungen in Hallstatt (Hallstattkultur). 1878 wurde S. Ass. Hochstetters am Hofmineralienkabinett für die Paläontolog. Smlg. Dort plante er auch die Einrichtung des im Bau befindl. Naturhist. Hofmus. Ab 1879 erfolgten zahlreiche Entdeckungen und Ausgrabungen von eisenzeitl. Nekropolen. Damals begann er zudem seine langjährigen Höhlenforschungen, ab 1880 in Mähren, ab 1885 in Krain sowie im Küstenland und später im nö. Kremstal. In der Karsthöhle Križna jama östl. des Zirknitzer Sees fand er ein vollständiges Skelett eines Höhlenbären. Ab 1882 führte er archäolog. Ausgrabungen in der Stmk. und in Ktn., ab 1883 in NÖ (1908 wurde dabei die Venus von Willendorf gefunden) und ab 1886 in OÖ durch. 1895 folgten Ausgrabungen bronzezeitl. Grabhügel in Böhmen. Ab 1882 war S. auch Ass. an der anthropolog.-ethnograph. Abt. des Naturhist. Hofmus. und zugleich Leiter der anthropolog.-prähist. Smlg., wobei er ein Konzept für die Aufstellung der Exponate nach dem damals noch nicht gängigen Provenienzprinzip erarbeitete und die Smlg. zu einer der führenden in Europa machte. Außerdem propagierte er neue osteolog. Messmethoden. 1916 i. R., arbeitete er noch vertretungsweise bis 1919 am Naturhist. (Hof-)Mus. und blieb danach bis 1932 als Volontär tätig; seine Ausgrabungen führte er bis 1929 fort. S. red. die „Mitteilungen der Prähistorischen Kommission“ der k. Akad. der Wiss. in Wien. Schon i. R., wurde Reg.Rat S. zum HR ernannt. Er war u. a. ab 1879 Mitgl. der Anthropolog. Ges. in Wien (ab 1931 Ehrenmitgl.), ab 1883 des Ver. zur Verbreitung naturwiss. Kenntnisse in Wien, ab 1889 des Wiss. Clubs in Wien, ab 1913 der Wr. Prähist. Ges. (Vizepräs., ab 1933 Ehrenmitgl.) und Mitgl. des Ausschusses für Kurorte, Sommerfrischen und Touristik im Landesverband für Fremdenverkehr in Wien und NÖ. 1900 erfolgte seine Ernennung zum Konservator der k. k. Zentralkomm. für die Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale für die Bez. Baden, Neunkirchen und Wr. Neustadt, 1906 wurde er deren Mitgl. Außerdem gehörte S. als k. M. zahlreichen europ. und amerikan. wiss. Vereinigungen an. 1895 wurde er Ehrenmitgl. der Münchener Ges. für Anthropol., Ethnol. und Urgeschichte sowie 1918 der Schweizer. Ges. für Urgeschichte. 1889 Ritter des Franz Joseph-Ordens, 1916 Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl.

W.: s. Heinrich. – Teilnachlass: Naturhist. Mus., Wien.
L.: Eisenberg 2; Renner, Nachlässe; SBL; C. Blaha u. a., in: Annalen des Naturhist. Mus. in Wien 69, 1966, S. 454f.; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. Fossilium Austriae 15), 1971; Th. Brückler – U. Nimeth, Personenlex. zur Österr. Denkmalpflege, 2001; A. Heinrich, in: Mitt. der Anthropolog. Ges. in Wien 133, 2003, S. 1ff. (m. B., W. u. L.); UA, Wien.
(S. Weiss)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 169f.
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