Szterényi von Brassó, József (Joseph) Frh.; bis 1881 Stern (1861–1941), Politiker und Ökonom

Szterényi von Brassó József (Joseph) Frh., bis 1881 Stern, Politiker und Ökonom. Geb. Lengyeltóti (H), 25. 11. 1861; gest. Budapest (H), 6. 2. 1941; mos., später evang. HB. Sohn des Rabb. Albert Stern (1826–1888), Bruder von →Hugó Szterényi; ab 1888 verheiratet mit Ida, geb. Makoldy v. Ákos. – Nach dem Besuch des Gymn. in Budapest stud. S. 1880–81 vermutl. Wirtschaft in Österr. und Dtld., allerdings ohne Abschluss. 1882 schlug er die Journalistenlaufbahn ein und gründete 1885 in Kronstadt (Brașov) die ung.sprachige Tagesztg. „Brassó“. Hauptanliegen der Ztg. waren Subventionierung und Modernisierung der krisengeschüttelten Handels- und Ind.zentren der südostsiebenbürg. Grenzregionen. Auch seine organisator. Fähigkeiten stellte er gleichzeitig als Sekr. des Handels- und Ind.ver. zu Kronstadt (Brassói Kereskedelmi és Iparegyesület) unter Beweis. 1889 wurde er zum Gewerbeinsp. für Siebenbürgen ernannt und 1891 ins Handelsmin. berufen. Als Stud.oberdir. reformierte er ab 1895 die gewerbl. und kaufmänn. Ausbildung. S. stieg 1898 zum Leiter der Ind.abt. auf und wurde 1905 administrativer sowie 1906 polit. Staatssekr. Er galt als Vorkämpfer der gesetzl. fundierten staatl. Ind.förderung in Ungarn. Diese bestand aus tarifpolit. Maßnahmen, Steuerbegünstigungen, staatl. Investitionen und Subventionen. Er setzte sich auch für die Interessen der Arbeiterschaft sowie eine Ausweitung des Sozialversicherungswesens ein. Eines seiner Hauptverdienste war das Zustandekommen des Wirtschaftsausgleichs mit Österr. 1907. Als Anhänger der nationalliberalen Verfassungspartei war S. 1906–18 Abg. des Wahlbez. Kronstadt im ung. RT. 1910 schied er aus dem Handelsmin. aus, widmete sich aber weiterhin wirtschaftspolit. Fragen. Während des 1. Weltkriegs plädierte er für eine wirtschaftl. Annäherung der Mittelmächte. S. galt als enger Vertrauter von K. →Karl I. und war von Jänner bis Oktober 1918 Handelsminister in der Regierung Wekerle. 1918 wurde er mit dem Prädikat „von Brassó“ in den Frh.stand erhoben. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde S. im Februar 1919 von der republikan. Regierung und ab April 1919 von der Räterepublik interniert. 1920–26 gehörte er als parteiloser Abg. eines Budapester Wahlbez. dem ung. Parlament an. 1927 wurde S. wegen seiner Verdienste zum lebenslängl. Mitgl. des im selben Jahr errichteten Oberhauses ernannt. Als gewählter Schiedsrichter wirkte er 1925–33 an den bilateralen Schiedsgerichtsverfahren über die Regelung von vermögensrechtl. Fragen der ehemaligen Doppelmonarchie mit. 1928–31 nahm er als ung. Delegierter an den Völkerbundversmlgg. teil. S. beteiligte sich 1933–35 zweimal jährl. an den Konferenzen der Interparlamentar. Union, wobei er 1935 den Vorsitz im Ausschuss für wirtschaftl. und soziale Fragen übernahm.

W.: A takarékszövetkezetekről, 1884; Az iparoktatás Magyarországon, 1897; Protection légale des travailleurs en Hongrie, 1900; A magyar szent korona országainak gyáripara az 1898. évben 1–20, 1901; Entwurf für ein neues ung. Gewerbe- und Arbeiterschutzgesetz, 1908; Az iparoktatás Magyarországon és külföldön, 1909; Die ung. Ind.politik, 1913; Ungarn und Dtld., 1917; Gazdasági és pénzügyi kibontakozás, 1922; A magyar ipar a világháborúban, 1933 (gem. m. J. Ladányi); Autarkie und wirtschaftl. Solidarität, 1935; A magyar munkásvédelem félévszázada, 1937.
L.: K. Irinyi, Mitteleuropa-tervek és az osztrák-magyar politikai közgondolkodás, 1973, S. 251ff.; H. Haselsteiner – F. Szávai, Dokumente des Österr.-Ung. Schiedsgerichtes von Lausanne, 2001; L. Tőkéczki, Történelmi arcképek, 2002; A Monarchia levéltári öröksége: a badeni egyezmény létrejötte, 1918–26, ed. I. Ress, 2008; P. Balaton, in: Levéltári Közlemények 82, 2010, Nr. 2, S. 146ff.
(I. Ress)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 174f.
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