Stummer von Tavarnok, August Wilhelm Frh. (1827–1909), Großgrundbesitzer und Großindustrieller

Stummer von Tavarnok August Wilhelm Frh., Großgrundbesitzer und Großindustrieller. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 31. 10. 1827; gest. Wien, 26. 4. 1909; röm.-kath. Bruder von →Alexander Frh. S. v. T. und Karl Stummer (s. u. →Alexander Frh. S. v. T.), Vater der Schriftstellerin Amalie S. v. T., Ehefrau von Albert Frh. Hardt-S. v. T., sowie von Auguste Freiin S. v. T., Ehefrau von Leopold Frh. Haupt-S. v. T. und Buchenrode, die eine bedeutende Gemäldesmlg. besaß. – Nach seiner schul. Ausbildung war S. kaufmänn. tätig, diente 1849 beim freiwilligen Jägerkorps als Off. und übernahm im selben Jahr mit seinen beiden Brüdern die 1821 vom Vater gegr. Spezereiwarenhandlung Carl Stummer in Brünn, bei deren Erweiterung S. eine maßgebl. Rolle spielte. Die Fa. beteiligte sich unter seiner Leitung am Salzhandel, an der Gründung einer Leinen-, Spinn- und Webfabrik in Brünn, die u. a. Segeltücher für die österr. Marine erzeugte, sowie an der Zuckerfabrik in Oslawan (Oslavany). 1859 übersiedelte die Fa. nach Wien. Die Brüder widmeten sich dort so erfolgreich Bankgeschäften, dass sie sich an Zuckerfabriken in Göding (Hodonín), Nagytapoltscány (Topoľčany), in Mezőhegyes und Tyrnau (Trnava) sowie an einer Raffinerie in Doudleb (Doudleby) beteiligen konnten. I. d. F. baute S. seine Stellung im Kreditwesen und in der Ind. weiter aus. Nach dem Tod von Karl Stummer 1874 folgte er diesem als Verw.R. der Oesterr. Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe nach und wurde deren Vizepräs. Diese Bankverbindung kam ihm bei seinen Aktivitäten in der Ind. sehr zugute. Er war auch Verw.R. des Giro- und Kassenver. (Wien) und der böhm. Westbahnges., Präs. der Chropiner Zuckerfabriks AG (Wien), der Nestomitzer und der Pečeker Zuckerraffinerie (beide Prag), Vizepräs. der AG für landwirtschaftl. Ind. (Budapest) sowie Börsenrat. 1905 gründete er unter Einbeziehung der Fabriken in Nagytapoltscány und Tyrnau mit 6,5 Mio. Kronen die Karl-Stummer-Zuckerfabrik AG, Wien, der er als Präs. vorstand. Ab 1892 Präs. des Zentralver. für Rübenzucker-Ind. in der Österr.-Ung. Monarchie, steigerte er gem. mit →August v. Skene die Bedeutung des Ver., indem er Gegensätze zu Regionalorganisationen, insbes. zum Ver. der Zuckerindustriellen in Böhmen, auszugleichen verstand. S. erwarb die Herrschaft Tavarnok und das Gut Misslitz (Miroslav) in Mähren. 1861–65 Mitgl. des mähr. LT und des österr. Abg.hauses. 1871 ung. Adel, 1883 Orden der Eisernen Krone II. Kl. und 1884 österr. Frh., 1887 ung. Frh.; Geh. Rat; 1905 KR.

L.: NFP, 26. 10. 1907; NFP, WZ, 27. 4. 1909; Biograph. Jb. 14, 1909, S. 94; Großind. Österr. I; Heller 4; Wer ist’s?, 1906, 1908, 1912; Der Centralver. für Rübenzucker-Ind. in der Österr.-Ung. Monarchie 1854–1904, 1904, S. 29, 47, 227f. (m. B.); Österr.-Ung. Z. für Zuckerind. und Landwirtschaft 38, 1909, S. 308ff.; Ein Jh. Creditanstalt-Bankver., 1957, S. 68, 113; E. März, Österr. Ind.- und Bankpolitik in der Zeit Franz Joseph I., 1968, S. 116, 211, 236, 323; Olmützer Bll. 4, 1975, S. 63; B. Michel, Banques & banquiers en Autriche au début du 20e siècle, 1976, s. Reg.; G. Sturmayr, Industrielle Interessenpolitik in der Donaumonarchie, 1996, S. 40; AVA, WStLA, beide Wien.
(J. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 2
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