Stur (Štúr) Dionys (Dionýz), Geologe und Paläontologe. Geb. Beczkó, Ungarn (Beckov, SK), 5. 4. 1827; gest. Wien, 9. 10. 1893. Lehrersohn. – Nach Besuch des Gymn. in Modern (Modra) und des evang. Lyzeums in Preßburg hörte S. ab 1844 am polytechn. Inst. in Wien mathemat. und naturwiss. Vorlesungen. 1847 stud. er Mineral. und Geognosie am Montanist. Mus. in Wien bei →Wilhelm v. Haidinger und →Franz v. Hauer. Im Herbst 1847 vollendete er seine Stud. in Schemnitz (Banská Štiavnica). 1848 erschien seine erste Publ., „Geognostische Untersuchungen in der Gegend von Pressburg und Modern“, im 3. Bd. von Haidingers „Berichten über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien“. 1850 von Haidinger an die Geolog. Reichsanstalt berufen, wurde er zunächst Hilfsgeologe, 1867 Bergrat und Geologe, 1873 Bergrat und Chefgeologe, 1877 Vizedir. und 1885 Dir.; 1892 i. R. Als kartierender Aufnahmsgeologe bereiste er weite Tle. der Monarchie, u. a. gem. mit →Johann Bapt. Czizek 1851 die nö. Kalkvoralpen. I. d. F. machte S. geolog. Übersichtsaufnahmen in der Oberstmk., in Sbg. und Ktn., ab 1857 in Böhmen, Ostgalizien, Siebenbürgen und Kroatien. Seine detaillierten Spezialaufnahmen der Stmk. publ. er 1865 als „Geologische Übersichtskarte des Herzogthumes Steiermark“, für die er auf der Pariser Weltausst. 1867 eine Silbermedaille erhielt. 1871 folgten die Erläuterungen „Geologie der Steiermark …“. Bis 1872 machte S. geolog. Spezialaufnahmen in Galizien, in der Bukowina, in Kroatien und Ungarn; dabei arbeitete er bes. zur Gliederung der Trias. Daneben widmete er sich der Botanik, wobei er zunächst über den Einfluss des Bodens auf das Wachstum der Pflanzen und über die Nutzpflanzen in Österr. forschte, ehe er sich gänzl. der Paläobotanik zuwandte. Hier sind v. a. seine Arbeiten über die paläozo. Floren des außeralpinen Raums zu nennen. Daneben arbeitete S. über Erdbeben, Hangrutschungen, Hydrogeol. und an einer Expertise über den Untergrund des geplanten Wr. Zentralfriedhofs (1869). Als Paläontologe bearb. er neben Pflanzen auch Wirbeltierreste, v. a. aus dem Pleistozän. Als Dir. der Geolog. Reichsanstalt veranlasste er die Drucklegung der geolog. Karte 1:75.000 der österr.-ung. Monarchie in Farbe, ebenso wie die von ihm revidierte „Geologische Specialkarte der Umgebung von Wien 1:75.000“ in sechs Bll. (1891). Seine Publ. wurden fast ausschließl. von der Geolog. Reichsanstalt bzw. der k. Akad. der Wiss. in Wien hrsg. HR S. erhielt u. a. 1890 die Cothenius-Medaille, 1892 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens und das Ritterkreuz I. Kl. des kgl. Sächs. Albrechtsordens. Er war k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien (1880), der Südslaw. Akad. der Wiss. und Künste in Agram, der Senckenberg. naturforschenden Ges. (1892), der physikal.-med. Ges. in Würzburg, der Geological Society of London, des naturwiss. Ver. für Stmk. in Graz, w. M. der k. Ges. der Naturforscher zu Moskau, Mitgl. der naturforschenden Ges. Isis in Dresden, Membre associé de l’Acad. royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique sowie Ehrenmitgl. der Ung. Geolog. Ges.