Sturany, Johann (1831–1912), Baumeister

Sturany Johann, Baumeister. Geb. Hütteldorf, NÖ (Wien), 13. 5. 1831; gest. Wien, 17. 3. 1912; röm.-kath. Sohn des aus Böhmen zugewanderten Stadtbaumeisters Josef S. d. Ä. (geb. 1804; gest. Wien, 5. 5. 1886), Vater von Josef S. d. J., Moritz S. (beide s. u.) und →Rudolf S.; ab 1859 mit der vermögenden Seidenfabrikantentochter Barbara (Betty) Spiering (geb. 1837; gest. Wien, 9. 12. 1914; röm.-kath.) verehel. – S. stud. 1849–52 am Wr. polytechn. Inst. und absolv. auch eine prakt. Ausbildung zum Baumeister; 1858 Erwerb der Baumeisterkonzession, ab 1879 Inhaber der Fa. J. S. In der Ringstraßenära avancierte er zu einem der bedeutendsten Baumeister Wiens (1877 Hofbaumeister), errichtete in Zusammenarbeit mit namhaften Architekten zahlreiche Mietshäuser und andere wichtige Bauten (Pfarrkirche Hütteldorf, 1880–82, Wien 14; Villa Hohenfels, 1890–91, Wien 13; Raimundtheater, 1893–95, Wien 6) und gelangte als Bauunternehmer und Realitätenbesitzer zu großem Reichtum. Neben einer Sommervilla in Hütteldorf erbaute er sich 1874–81 unter Mitarb. bedeutender zeitgenöss. Künstler wie →Karl Kundmann und →Gustav Klimt ein von →Ferdinand Fellner d. J. und →Hermann Helmer entworfenes kostspieliges Stadtpalais in Wien 1. 1858 Mitbegründer des Ver. der Baumeister NÖ, ab 1881 Mitgl. des Nö. Gewerbever., zog sich S. 1892 ins Privatleben zurück und übertrug die Fa. seinen Söhnen Moritz und Josef (Fa. Moritz und Josef S.), die diese bis 1907 weiterführten. Moritz S. (geb. Wien, 12. 6. 1862; gest. ebd., 13. 11. 1907, Selbstmord; röm.-kath.), verehel. mit Laura S., geb. Reichert, absolv. 1881 die Staatsgewerbeschule und stud. bis 1884 Architektur an der ABK bei →Theophil Frh. v. Hansen. Ab ca. 1889 wirkte er als Baumeister und Architekt und war – tw. in Zusammenarbeit mit →Karl König und →Carl Stephann – insbes. mit der Ausführung vieler Wr. Mietshäuser befasst; für seine Mitarb. an der russ.-orthodoxen Kirche (Wien 3) erhielt er 1899 den St. Annen-Orden. Moritz S. war ab 1885 Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., ab 1893 des Nö. Gewerbever. und ab 1897 des Ver. der Baumeister NÖ. Als leidenschaftl. Kunstsammler geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, die zu seinem Selbstmord führten. Sein Bruder Josef S. d. J. (geb. Hütteldorf, 18. 11. 1865; gest. Wien, 13. 7. 1937; röm.-kath.) absolv. 1884 die Staatsgewerbeschule, stud. 1884/85 am Wr. polytechn. Inst. und 1885–87 an der TH Berlin-Charlottenburg. Ab 1892 fungierte er gem. mit Moritz als Ges. der Baufa. Moritz und Josef S., die er bis zu seinem Tod leitete. In Zusammenarbeit mit prominenten Architekten (u. a. Fellner, Helmer und →Adolf Loos) zeichnete er für die Ausführung zahlreicher Bauten in Wien verantwortl. (u. a. Hotel Meissl und Schaden, 1894, Wien 1). Josef S. war Mitgl. mehrerer Interessenvertretungen, so ab 1891 des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., ab 1897 des Ver. der Baumeister NÖ (ab 1906 in dessen Vorstand), wurde 1935 KR und trat daneben als Kunstsammler und Philatelist hervor.

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): Kn. Elisabeth-Spital, 1883–90 (Wien 15); etc. – Moritz und Josef S. d. J.: Warenhaus Gerngross, 1903 (Wien 7); etc.
L. (tw. auch für Moritz und Josef S. d. J.): NFP, 12., 14., Neues Wr. Journal, 14. 11. 1907 (für Moritz S.); NWT, 19. 3. 1912; Die Wr. Ringstraße 1, 4; Wr. Fassaden des 19. Jh., 1976, s. Reg.; Die Kunstdenkmäler Wiens. Die Profanbauten des 3., 4. und 5. Bez., bearb. G. Hajós – E. Vancsa (= Österr. Kunsttopographie 44), 1980, s. Reg.; F. Achleitner, Österr. Architektur im 20. Jh. 3/1, 1990, s. Reg.; Architektenlex. Wien 1880–1945 (m. W. u. L., nur online, Zugriff 20. 1. 2010); ABK, TU, WStLA, alle Wien; TU, Berlin, D.
(U. Prokop)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 10f.
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