Supilo, Frano (1870–1917), Politiker

Supilo Frano, Politiker. Geb. Ragusavecchia, Dalmatien (Cavtat, HR), 30. 11. 1870; gest. London (GB), 25. 9. 1917. S. schloss 1889 die zweijährige Ackerbauschule in Ragusa (Dubrovnik) ab, wo er i. d. F. als Supplent (1890) und als landwirtschaftl. Lehrer tätig war. 1891–99 war er Red. der kroat. Ztg. „Crvena Hrvatska“ in Ragusa, die gegr. wurde, um der serb. Dominanz in Ragusa zu begegnen und um die Vereinigung der kroat. Länder zu propagieren. 1895 gehörte S. kurzzeitig der Führung der Hrvatska stranka prava in Agram an. 1899 wurde er gem. mit Ante Trumbić Vors. der Partei, die eine Vereinigung Dalmatiens mit Kroatien anstrebte und den österr.-ung. Dualismus bekämpfte. Ab 1899 arbeitete S. als Red. der Ztg. „Novi List“, ab 1907 der „Riječki Novi list“. 1903 formulierte er, gem. mit Trumbić und Josip Smodlaka, eine Politik des „Neuen Kurses“, die die Vereinigung mit Dalmatien mit Hilfe der magyar. Opposition sowie die Schaffung eines selbstständigen südslaw. Staats verfolgte. Dies führte im Oktober 1905 zu der von den kroat. Abg. im Agramer LT unterzeichneten Resolution von Rijeka, der sich mit der Resolution von Zadar auch die serb. Abg. aus Dalmatien und Kroatien anschlossen. Daraus entstand der Zusammenschluss mehrerer oppositioneller kroat. und serb. Parteien zur Kroat.-serb. Koalition, die 1906 die Wahlen zum kroat. LT gewann, wobei auch S. ein Mandat eroberte. Im Dezember 1909 wurde er im Friedjung-Prozess des Hochverrats beschuldigt, konnte jedoch alle Anschuldigungen widerlegen. 1910 trat S. aus der Kroat.-serb. Koalition aus. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde er gem. mit Trumbić Anführer der südslaw. Opposition in Österr.-Ungarn und setzte sich als Mitgl. des Ende April 1915 in Paris gegr. Südslaw. Komitees (Jugoslavenski odbor) bei den Entente-Mächten für einen unabhängigen und föderalist. südslaw. Staat ein, innerhalb dessen auch die kroat. Frage durch die Vereinigung der kroat. Länder mit Serbien gelöst werden sollte. S. forderte klare Vorbedingungen für einen solchen Zusammenschluss, was ihn in Konflikt mit Trumbić und anderen Mitgl. des Komitees brachte, die einen Gegensatz zu den Serben vermeiden wollten. S. trat daher Anfang Mai 1916 aus dem Komitee aus. Erschöpft von den zahlreichen polit. Aktivitäten in der Emigration, aber auch enttäuscht, dass er seine Idee einer föderalist. Gestaltung des zukünftigen südslaw. Staates nicht durchsetzen konnte, erlitt S. eine Nervenkrankheit, die letztl. zu seinem Tod führte.

W.: Le procès de Friedjung – Reichspost et la Coalition Croato-Serbe, 1910; Politički spisi. Članci, govori, pisma, memorandumi, ed. D. Šepić, 1970; Izabrani politički spisi, ed. I. Petrinović, 2000; zahlreiche polit. Artikel in Crvena Hrvatska, 1891–1900, Novi List, 1900–06, Riječki novi list, 1907–14; etc.
L.: Biograph. Lex. Südosteuropas; J. Jareb, Pola stoljeća hrvatske politike, 1960, s. Reg.; I. Perić, A. Trumbić na dalmatinskom političkom poprištu, 1984, s. Reg.; I. Petrinović, Politička misao F. S., 1988; ders., G. Schödl, Kroat. Nationalpolitik und ‚Jugoslavenstvo‘, 1990, s. Reg.; I. Petrinović, A. Trumbić, 1991; T. Ganza-Aras, Politika „novog kursa“ dalmatinskih pravaša oko S. i Trumbića, 1992, s. Reg. (m. B.); M. Diklić, Pravaštvo u Dalmaciji do kraja prvoga svjetskog rata, 1998, s. Reg. (m. B.).
(M. Trogrlić)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 51f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>