Swoboda, Karl (1882–1933), Sportler und Gastwirt

Swoboda Karl, Sportler und Gastwirt. Geb. Ottakring, NÖ (Wien), 20. 7. 1882; gest. Wien, 19. 4. 1933. Sohn eines Gastwirtsehepaars. – S. wuchs in Inzersdorf (Wien) auf, wo seine Eltern ein Gasthaus führten, und arbeitete in jungen Jahren als Fleischhauergeselle. I. d. F. kam er mit der Schwerathletik in Kontakt und trat dem Favoritner Athletenklub Germania bei, wo er Gewichtheben betrieb, jene Sportart, die durch Weltklasseathleten wie Edmund Danzer, Josef Grafl, Berthold Tandler oder Wilhelm Türk in Wien popularisiert worden war und, angesiedelt zwischen Sport und Varieté, meist in Vorstadtgasthäusern ausgeübt wurde. S. führte später selbst eine Gaststätte in der Hubergasse in Wien-Ottakring, die ein Zentrum der Wr. Schwerathletik war. 1911 wurde S., der etwa 180 kg wog, in Berlin Weltmeister im Vierkampf mit einer Leistung von 464,0 kg Gesamtgewicht. Im selben Jahr gewann er in Wien erneut die Weltmeisterschaft mit 477,9 kg. Bes. im angloamerikan. Raum ist er noch heute ein Begriff, weil er Anfang Mai 1911 mit 183,7 kg als erster Mensch mehr als 400 pound (181,44 kg) im beidarmigen Stoßen zur Hochstrecke brachte. Anfang November 1911 gelang S. sein absoluter Rekord von 185,6 kg, der erst 1954 überboten wurde. Viele Bestleistungen erzielte er jedoch nicht bei offiziellen Wettkämpfen, sondern bei Schaukämpfen, häufig in seinem eigenen Gasthaus, weshalb sie nicht als offizielle Weltrekorde gelten. Bereits durch zwei Schlaganfälle beeinträchtigt, trat S. 1920 zum letzten Mal bei einer Weltmeisterschaft an, musste seine sportl. Karriere aber noch im selben Jahr beenden. Von mehreren weiteren Schlaganfällen schwer gezeichnet, starb S. nach langem Leiden im Krankenhaus Am Steinhof. Seine Popularität war bis zuletzt ungebrochen: 25.000 Trauergäste erwiesen ihm die letzte Ehre.

L.: Sport-Tagbl., 20. 4. (m. B.), 25. 4. 1933; Czeike; Ill. Österr. Sportbl. 7, 1911, Nr. 21, S. 9f. (m. B.), Nr. 29, S. 10; F. Opll, Liesing, 1982, S. 195; N. Adam, Österreichs Sportidole, 1984, S. 53; G. Schödl, The lost past, 1992, S. 65; Materialiensmlg. ÖBL (m. B.), Wien.
(B. Hachleitner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 88
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