Sychra (Sichra), Matěj Josef (Mathias Joseph) (1776–1830), Schriftsteller und Geistlicher

Sychra (Sichra) Matěj Josef (Mathias Joseph), Schriftsteller und Geistlicher. Geb. Wildenschwert, Böhmen (Ústí nad Orlicí, CZ), 21. 12. 1776; gest. Schloss Saar, Mähren (Žďár nad Sázavou, CZ), 19. 3. 1830; röm.-kath. Sohn eines Stadtschreibers. – Früh verwaist, wurde S. 1789 Sängerknabe und Musiker in der Dreifaltigkeitskirche in Prag. Nach dem Besuch des Piaristengymn. in der Neustadt (1792–97) und der Absolv. der phil. Jgg. (1797–98) stud. S. an der Univ. Prag Theol.; 1801 Priesterweihe. S. wirkte zunächst als Kaplan in Sebranitz (Sebranice) bei Leitomischl, ab 1805 in Bistrau (Bystré) und wechselte noch im selben Jahr nach Dt. Biela (Bělá nad Svitavou). Ab 1808 Pfarrer in Ingrowitz (Jimramov), verf. er seine ersten literar. Texte auf Latein, die jedoch unveröff. blieben. Ab den 1810er-Jahren erschienen seine tschech. Ged., Übers. und Erz. u. a. in der Z. „Prvotiny pěkných umění“. Häufige Klagen über seine freundschaftl. Kontakte zu den Protestanten sowie Auseinandersetzungen mit seinem Patronatsherrn veranlassten ihn, sich 1824 in den Wallfahrtsort Schloss Saar versetzen zu lassen, wo er sich um die Renovierung der Kirche verdient machte. S. zählte zu den ersten Autoren und Übers. ins Tschech. (u. a. von Christian Felix Weiße) der neutschech. Volks- und Aufklärungsliteratur im Sinne eines gemäßigten Josephinismus; bes. geschätzt wurden seine verständl. und adäquate Ausdrucksweise sowie sein humorvoller Ton. Seine Werke veröff. er auf eigene Kosten oder in literar. Z. (u. a. in „Povídatel“, 1815–17, „Kratochvilník“, 1819–20, und „Kratochvilná včelička“, 1827). Er verf. auch Kinderliteratur und war Hrsg. des Buchs „Versuch einer böhmischen Phraseologie ...“ (2 Bde., 1820–21), einer Smlg. dt. und tschech. Sprichwörter, Redewendungen und Phrasen. Zu Lebzeiten wurde er außerdem als Komponist von Kirchenmusik und Liedern geschätzt.

Weitere W. (s. auch LČL): Původní rozmlouvání a povídky k vysvětlení mravnýh českých přísloví, ku prospěchu mládeži škole odrostávající, 2 Bde., 1822–23; Vázaného pilné a mravné mládeži školní …, 1824; Weleslawjn. Mrawoučná hospodářská kniha ..., ed. V. Štulc, 1847.
L.: Rozličnosti Pražských novin, 8. 4. 1830; LČL (m. W.); Masaryk; Otto; Rieger; Wurzbach; J. Ehrenberger, Upomínky ze dnů M. J. S., 1876; A. Rybička, Přední křisitelé národa českého 1, 1883, S. 20 (m. B.); J. Nygrín, M. J. S., 1946; F. Tenčík – K. Palas, in: M. J. S., Povídky a jiné práce, 1961, S. 199ff.; Z. Vyhlídal, M. J. S., obrozenecký spisovatel, 2002; V. Brožová, in: J. Vyčichlo, Jeden jazyk naše heslo buď 3, 2005, S. 213ff.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 90
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